Wolke Hegenbarth im Gespräch
Liebe Frau Hegenbarth,
Sie sind eine sehr gefragte Schauspielerin. Daher möchten wir uns besonders bei Ihnen bedanken, dass Sie sich für unsere besonderen Kinder – wie wir Kinder mit Handicap nennen – gerade auch in dieser außergewöhnlichen Situation Zeit genommen haben.
Um Kinder zu begleiten und zu lenken bedarf es nicht nur viel Zeit und Empathie – gerade in einer Gesellschaft, die aus vielen digitalen Verführungen besteht. Sie als engagierte und berufstätige Mutter sind in Ihrem Job sicherlich sehr eingespannt und durch die unterschiedlichen Drehorte wahrscheinlich auch nicht permanent in der Nähe Ihres Sohnes und Ihres Partners.
Wie kriegen Sie diesen Spagat hin, ohne dabei ein ungutes Gefühl der Familie gegenüber zu haben?
Das geht nur dank der Unterstützung meiner Eltern. Nur so kann ich arbeiten, weil ich weiß, dass Avi in meiner Abwesenheit in guten Händen ist. Zudem habe ich meine Drehtage seit seiner Geburt reduziert. Anders kann ich es mir mit einem noch so kleinen Kind nicht vorstellen.
Wir beschäftigen uns – nicht nur von Berufs wegen, sondern auch über unseren Verein Momo e.V. – mit mobilitätseingeschränkten Kindern und deren Familien.
Haben Sie bereits Erfahrungen in diesem Bereich gemacht und gibt es da in Ihrem privaten Bereich Berührungspunkte?
In meinem privaten Bereich gibt es weniger Berührungspunkte. In einem freiwilligen sozialen Monat habe ich in einem Kinderheim für behinderte Mädchen in Kalkutta gearbeitet. Wir haben die Mädchen gewaschen, gewickelt und gepflegt. Wirklich besondere Menschen, die ich dort kennenlernen durfte. Insbesondere ist mir Cecilia in Erinnerung geblieben, wir hatten direkt eine gute Verbindung zueinander und haben uns jeden Tag gefreut, den anderen zu sehen. Die Verabschiedung war dann umso tränenreicher.
Sie sind Patin zweier Mädchen in Sambia und Indien und unterstützen Plan International. Was war Ihre Motivation und Ihr Antrieb, sich gerade hier zu engagieren?
Ich habe früh gemerkt, wie privilegiert ich bin, auf allen Ebenen. Ich sehe es als Teil meiner Verantwortung, etwas zurückzugeben. Plan International teilt die gleichen Werte wie ich. Deswegen unterstütze ich diese großartige Organisation seit vielen Jahren mit voller Überzeugung.
Es gibt viele Filme und Serien, in denen Kinder inhaltlich eine Hauptrolle spielen, z. B. „Jim Knopf und die Wilde 13“. Gibt es für Sie eine Traumrolle, die Sie gern spielen möchten?
Eine richtige Traumrolle habe ich nicht im Kopf. Große Freude hätte ich, an einer Kinderfilm-Produktion mitzuwirken. Kinderfilme prägen uns ein Leben lang. Einen solchen Film mal Avi zeigen zu können, das wäre schon etwas sehr Besonderes.
Das Leben schlägt manchmal Haken und ist nicht immer planbar.
Das Leben schlägt manchmal Haken und ist nicht immer planbar.
Unser Magazin Momo ist für Eltern und Kinder, die besonders sind. Es soll nicht nur Mut machen und zeigen, was im Alltag alles möglich ist, sondern auch Eltern und Betroffenen die Möglichkeit bieten, sich auszutauschen. Betroffene Eltern für Eltern!
Was würden Sie unseren kleinen und großen Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben?
Ich wünsche mir ein größeres Bewusstsein dafür, dass unser Leben fast ausschließlich für nicht eingeschränkte Menschen gemacht ist. Mehr Inklusion auf allen Ebenen sollte auf unser aller Agenda stehen.
Vielen herzlichen Dank für dieses Interview!
Martina Lange
Chefredakteurin Magazin Momo – Mobilität & Motion
Fotos: © Laura Westermann