Über die Bedeutung einer frühzeitigen Versorgung im Kleinkindalter: E-Mobilität hat keine Altersgrenzen
Das Potential von Kindern zu fördern, ist eine Selbstverständlichkeit. Dieser Anspruch gilt für alle – auch für Kinder mit Handicap. Neurowissenschaftliche Studien zu diesem Thema belegen, dass Kinder mit unterschiedlichen Erkrankungen und Behinderungen oft dem gleichen kindlichen Entwicklungsprozess entlang den Entwicklungsstufen folgen, wie gesunde Kinder.
Beim Erlernen motorischer Fähigkeiten ist das freie Sitzen ein wichtiger Schritt in der körperlichen Entwicklung – neuromuskuläre Stütz- und Haltemechanismen verknüpfen sich mit der Eigenwahrnehmung und dem Freiwerden der Arme und Hände. Eigenständige Aktionen wie Nutzung von Spielgerät, Nahrungsaufnahme und Interaktion mit anderen werden möglich. Spätestens hier trägt die Unterstützung mit einem Hilfsmittel entscheidend zum Empfinden von „Wirksam-Werden“ bei.
Die Entdeckung der Umwelt wird möglich, das Kind erreicht Gegenstände und Möbel, um sich daran hochzuziehen. In der Vertikalen vollzieht es den nächsten großen Entwicklungsschritt. Mit dem Aufrichten können sich die inneren Organe, Knochen, Bänder, Sehnen und Muskeln, Atmung, Verdauung und Blutkreislauf vollständig entwickeln.
Ein Meilenstein für die motorische und kognitive Entwicklung und in die Unabhängigkeit ist das Gehen. Kinder mit Behinderungen brauchen analog dazu sofort einen passgenauen Kinderrollstuhl: Das sind nicht lediglich verkleinerte Erwachsenenrollstühle, sie wachsen mit und haben viele zusätzliche Funktionen.
Willy Hagelstein, selbst Rollinutzender und Mobilitätsbotschafter beim Kinderspezialisten Sorg Rollstuhltechnik ist überzeugt: „Die leichten Kinderrollstühle lassen sich total individuell und genau auf die Proportionen und die Bedürfnisse der Kinder anpassen; so können, nein, müssen heute mobilitätseingeschränkte Kinder schon ab 18 Monaten mit einem Rollstuhl versorgt werden. Dies ist umso bedeutungsvoller, da zu diesem Zeitpunkt nicht mobilitätseingeschränkte Kinder das Laufen lernen und somit durch eine Rollstuhlversorgung Entwicklungsdefizite bei den Rollikindern vermieden werden können.“
Besonders leichte Rollstühle, wie der Mio Carbon von Sorg Rollstuhltechnik, sind durch das hochfeste Aluminium echte Leichtgewichte und kommen vor allem den Kindern zu Gute, die schon zu Beginn über nur wenig Kraft verfügen, aber ihren Rollstuhl trotzdem selbst antreiben möchten.
Passgenaue Kinderrollstühle für Kinder mit Handicap
All diese Entwicklungsschritte werden von Erwachsenen begleitet und finden optimalerweise in einer sicheren Umgebung statt. Fehlversuche beim Erlernen dieser neuen Fähigkeiten sind normal und viele Wiederholungen sind für die kognitive Entwicklung und aus neurowissenschaftlicher Sicht enorm wichtig.
Aber auch für stärker eingeschränkte Kinder mit zu wenig Kraft für manuelle Rollstühle gibt es inzwischen verschiedene Mini-E-Rolli-Modelle. Manche sehen bunt und verspielt aus wie eine einfache Kinder-Lauflernhilfe und haben erst auf den zweiten Blick einen kleinen Joystick. Andere – für etwas größere Kinder – sind schwerer und stabiler.
Die Vorteile einer frühen Versorgung mit einem E-Rollstuhl für die Entwicklung eines Kindes überwiegen oft angebrachte Argumente von Kostenträgern wie Verletzungsgefahr oder Gefährdung im Straßenverkehr. Eltern sind für die Sicherheit ihrer Kinder verantwortlich, ob mit oder ohne Handicap. Der Umgang muss in einem geschützten Umfeld geübt werden.
E-Rollstühle können so konfiguriert werden, dass deren Gebrauch den Fähigkeiten und Bedürfnissen des Kindes entspricht, Sondersteuerungen ermöglichen eine sichere Fahrweise, feinste Einstellungen der Sitzpositionen bis hin zum Stehen sind möglich. Bei den „kleinen“ gibts eine Vorrangschaltung bis hin zur Non-Stopp-Bedienung für erwachsene Begleitpersonen.
REHAB 2023: Möglichkeiten zur Erprobung von früher Mobilität
Und das ermöglicht von Anfang an ein „Dabeisein“ auf Augenhöhe, aktives spielen mit den anderen in der Kita, einen Schulbesuch und Diskussionen mit Klassenkameraden und Geschwistern.
Frühe (E-)Mobilität kann bei mehreren spezialisierten Ausstellern auf der REHAB 2023 vom 15. bis 17. Juni in der Messe Karlsruhe ausprobiert werden: Unter anderem beraten Therapeuten bei MEYRA Eltern zu allen Fragen rund um frühe Mobilität. Das Unternehmen Permobil ersetzt mit dem Explorer Mini Lauflernhilfen bei sehr jungen „Fußgängern“ und ermöglicht es stark eingeschränkten Kindern, die Welt selbstständig zu erfahren.
„Spätestens wenn eine Studentin ihr Examen mit ihren Kommilitoninnen am Stehtisch mit einem Prosecco feiert, hat sich die Aufstehhilfe am Rolli rentiert“, äußert sich Ulrich Maschkow von Vassili. Er ist stolz darauf, dass der neue HiLo MPRO Rollstuhl des italienischen Labels eine perfekte Symbiose aus Aktivität und Funktionalität darstellt. „Wir haben in drei Entwicklungsjahren einen extrem leichten Aktivrolli mit einer elektrischen Aufstehhilfe kombiniert, die mit einer Hand bedient werden kann, da ist die zweite Hand frei für einen Kaffee mit den Arbeitskollegen. Von den psychologischen Vorteilen und der Stoffwechselanregung durch Stehen wollen wir gar nicht sprechen, das ist selbstverständlich.“
Weitere Informationen zur REHAB Karlsruhe – Europäische Fachmesse für Rehabilitation, Therapie, Pflege und Inklusion finden sich unter www.rehab-karlsruhe.com. Der Ticketshop ist bereits eröffnet. Kinder bis elf Jahre und Begleitpersonen mit entsprechendem Nachweis haben kostenfreien Eintritt. Hier geht’s zur Registrierung: www.rehab-karlsruhe.com/tickets
Text: Messe Karlsruhe, Fotos: Messe Karlsruhe/Jürgen Rösner und Messe Karlsruhe/ Behrendt und Rausch