Robert – NO LIMIT AUF DEM BIKE

Geboren im Jahr 1971, hatte ich 1993 einen Unfall. Ich stieß mit dem Fahrrad gegen ein Auto und siehe da, ich war zweiter Sieger ;-). Dabei habe ich meinen linken Oberschenkel einbüßen müssen. Meine Lehre als Zweiradmechaniker habe ich abgeschlossen und im Anschluss die Meisterprüfung bestanden. 1996 wagte ich den Schritt in die Selbstständigkeit und verkaufte nicht nur Motorräder, sondern auch Fahrräder. Kundendienst, Service und Reparaturarbeiten rundeten den Fullservice ab.

Als ich in den ersten Jahren mit meiner Prothese unterwegs war, stellte ich schnell fest, dass das Laufen nicht sehr komfortabel war. Die Idee, einen Stoßdämpfer von einem Fahrrad in meine Prothese zu integrieren, war geboren. Diese Idee, die zu diesem Zeitpunkt einmalig war, habe ich mir patentieren lassen. Die Industrie war sehr interessiert, sodass ich später das Patent an die Firma GÖMED, heute Wagner, verkaufte. Es entwickelten sich immer mehr Kontakte zur Industrie und zu Hilfsmittelherstellern. Deshalb war ich der erste Vorläufer für das Total Knee, welches ich 1996 auf der Rehamesse (damals noch in Essen oder Nürnberg, jetzt in Leipzig) vorstellte.

Ab dieser Zeit bin ich als Crash Test Dummy für GÖMED, Medi Bayreuth und dann Össur unterwegs gewesen. Bei Össur war ich der erste Anwender in Europa für beispielsweise das Rheo Knee, das Power Knee und das SBL. Vor Corona habe ich teilweise bis zu 100 Tage für Össur in der Entwicklung und Präsentation gearbeitet, neben meinem Tagesgeschäft.

Als ich 1998 wieder Motorrad fahren wollte, baute ich meine XT 500 um. Ich habe die Schaltung durch den Motor nach rechts verlegt. Nun konnte ich wieder Motorrad fahren. In den folgenden Jahren habe ich das auch für meine Kunden gemacht. Siehe hier: www.nordgau-customcrew.de

Nach 2005 bin ich vom Motorrad auf MTB umgestiegen. Schnell war mir klar: E-MTB – das ist es! Mit so einem Rad bin ich sportlich auf unterschiedlichen Terrains unterwegs. Meine Liebe zu schmalen Pfaden und Singletrails war geboren. Mittlerweile bin ich am liebsten im Bikepark und auf Downhill-Strecken unterwegs oder auch gerne mal am Gardasee – was gibt es Schöneres?

Mein Bike habe ich meiner Prothese angepasst. Links habe ich ein Magnetpedal, um schnell auf das Pedal zu kommen, und rechts ein SPD-Klickpedal. Diese Kombination ermöglicht mir das Fahren in allen Situationen. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich auch schon für einige Kunden, die auf mich aufmerksam geworden waren, mit Einschränkungen an Armen oder Beinen Fahrräder auf ihre Bedürfnisse anpassen konnte. Siehe hier: https://fahrrad-kostner.de/sonderumbauten/

Aus Sterzing (Südtirol) bekam ich die Information, dass man mit Prothese Skifahren lernen kann. Also machte ich mich im Winter 1994 auf den Weg dorthin. Auf zwei Brettern zu stehen, war für mich eine ganz tolle Erfahrung als Oberschenkelamputierter – und nicht nur, wie man weitläufig annimmt, auf einem Ski. Für dieses Erlebnis bin ich sehr dankbar und habe festgestellt, was alles möglich ist.

Diese Erfahrung habe ich seit über 30 Jahren ehrenamtlich an Menschen mit ähnlichen Handicaps weitergegeben. Zudem organisiere ich Skifreizeiten nach Sterzing.

Info:

Ich habe bei dem Rheo Knie die Idee gehabt, einen automatischen Fahrradmodus zu programmieren. Dies wurde dann von den Ingenieuren von Össur umgesetzt. Somit bin ich der „Erfinder“ des ersten vollautomatischen Fahrradmodus in einem Prothesenkniegelenk!!

Mittlerweile ist dieser Modus Standard in jedem Rheo XC.

 

Text und Fotos: Robert Kostner