Ralf Zacherl im Gespräch
Lieber Herr Zacherl,
vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview in unserem Magazin genommen haben. Unsere Publikation „Momo – Mobilität · Motion & Barrierefrei“ ist ein Familienmagazin. Ein großes Thema in jeder Ausgabe sind Familien mit besonderen Kindern – Kindern mit einem Handicap.
Vor einiger Zeit gab es eine DVD mit dem Titel „Planet Cook – Das Kochabenteuer für Kinder“. Was war damals Ihre Inspiration und was haben Sie aus dieser Arbeit mit Kindern mitgenommen?
Es ist zwar schon sehr, sehr lange her, seit wir das aufgezeichnet haben, aber das war in London damals meine erste internationale Produktion. Planet Cook hat mich von Anfang an überzeugt, denn das Konzept Kinder mit einer märchenhaften – spielerischen Art für Ernährung / Kochen zu begeistern, ist meiner Meinung nach schwer zu schlagen. Weiterhin war es für mich toll und ich habe mich riesig darauf gefreut´, mit Kindern arbeiten zu dürfen. Sie sind nicht berechenbar, herrlich – manchmal auch gnadenlos- ehrlich. Du weißt nie, wie das Ergebnis sein wird und es ist immer mit viel Spaß verbunden.
In den letzten Jahren hat sich die Ernährung nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei vielen Kindern negativ verändert. Noch nie hatten wir so viel adipöse Kinder. Die Corona-Situation hat das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung sicherlich nicht unbedingt positiv beeinflusst. Was, denken Sie, können wir, also die Eltern, aber auch unsere Gesellschaft präventiv tun, damit sich unsere Kinder in Zukunft bewusster ernähren? Wären hier auf Kinder zugeschnittene Küchenformate oder Mitmachshows eine Idee? Wo würden Sie ansetzen?
Ich glaube das zu einem das Elternhaus eine entscheidende Rolle spielt, je mehr zu Hause zusammen ausgewogen, frisch gekocht / gebacken wurde, umso einfacher haben es die Kinder später sich gesund zu ernähren. Wenn ich entscheiden dürfte, würde ich auch das Schulfach Ernährung direkt einführen, denn oftmals ist es das fehlende Wissen, weshalb wir so unausgewogen essen. Passende TV Formate /Mitmachshows können das Ganze natürlich auch unterstützen. Und die Ärzte müssten eigentlich neben dem Medizin Studium auch ausführlicher das Thema Ernährung behandeln, um ihr Wissen hier individuell auszubauen.
Wie sieht aus Ihrer Sicht eine gesunde und nachhaltige Küche aus, besonders in Bezug auf Familien mit Kindern und nicht selten mit alleinziehenden Müttern. Und auch mit Blick auf die Generation Plus, denn hier ist Altersarmut ein großes Thema. Wie kann man sich mit geringem Budget gleichzeitig auch gut und gesund ernähren und kochen?
Eine gesunde/ nachhaltige Küche sollte Abwechslung bieten und aus der jeweiligen Saison sein. Fleisch lasse ich öfter weg, so wie das damals auch war. Da gab es Fleisch nur am Wochenende. Eine ballaststoffreiche Gemüseernährung kann wahnsinnig abwechslungsreich sein. Ich achte auf Angebote, ich kaufe quer Beet ein vom Türken, wo ich oft das Gemüse kaufe und natürlich auch im Supermarkt und achte auf Angebote. Weniger zuckerhaltige Getränke, weniger Süssigkeiten – leichter gesagt als oftmals getan. Aber wir alle tun unserer Gesundheit damit einen Gefallen.
Kochen und essen hält Leib und Seele zusammen, so sagt man. Auf meinen Reisen, insbesondere in Südeuropa, habe ich es als sehr angenehm empfunden, dass das Kochen und Essen mit mehreren Generationen am Tisch genossen wird. Das vermisse ich leider oftmals in unserer Kultur.
Welche Erfahrungen haben Sie auf Ihren Reisen und Exkursionen in Bezug auf dieses Thema gemacht?
Ehrlich gesagt genau die gleichen. Bei uns ist – je nach Region- das Generationsessen zusammen am Tisch auch in den Hintergrund geraten. Anders als bei mir früher daheim: Da war es ganz normal, dass 3 Generationen gemeinsam gegessen haben.
Haben Sie für unsere Leserinnen und Leser mit und ohne Behinderung ein Ihnen lieb gewonnenes Lebensmotto?
Der Topf ist rund, damit das Kochen die Richtung ändern kann.
Bleibt neugierig, probiert aus- Vielfalt ist Trumpf!
Interview: Peter Lange (Herausgeber)
Fotos: © Manuela Zacherl