Perspektivwechsel – vom Para-Sportler zum Trainer

Dominik Siemenroth ist seit Januar 2023 Landestrainer für Para-Rudern in Nordrhein-Westfalen. Der 30-Jährige war von 2018 bis 2022 selbst Teil der Para-Rudernationalmannschaft und gibt sein Wissen nun weiter.

Dominim Siemenroth

War für dich schon immer klar, dass Sport mal dein Job sein wird?
Geträumt habe ich, wie viele, von der Karriere als Profifußballer. Dass es am Ende so ein fließender Übergang vom eigenen Leistungssport in die Trainertätigkeit war, ist für mich etwas ganz Besonderes.

Wie war dein Weg vom Rasen zum Wasser?
Als Dreijähriger habe ich meine Leidenschaft für Fußball entdeckt. 2009 kam eine Krebsdiagnose, die meine Fußballkarriere abrupt beendete. Nach meiner Oberschenkelamputation war mir direkt klar, dass ich zurück in den Leistungssport will. Und so kam ich mit 17 Jahren zum TSV Bayer 04 Leverkusen in die Para-Leichtathletik. 2012 kam der Krebs nochmal zurück und ich musste die Leichtathletik wegen meiner Therapie aufgeben. Eine Alternative bot mir dann Sitzvolleyball, aber aufgrund von Verletzungen ging es auch dort nicht weiter. Deswegen suchte ich eine neue Sportart, die ich gemeinsam mit meinem besten Freund Marc Lembeck, der eine Sehbehinderung hat, machen kann. So kamen wir aufs Rudern beim RTHC Bayer Leverkusen und haben damit den Grundstein fürs Para-Rudern in NRW gelegt. Rudern die erste Sportart nach dem Fußball, die mich wieder richtig gepackt hat. Sportler:innen mit und ohne Behinderung sitzen zusammen im Boot und auch die Wettkämpfe sind immer inklusiv, was wirklich selten ist im Leistungssport.

Dominim Siemenroth

Wie kam der Wechsel vom Sportler zum Trainer?
2021 kam das Thema Trainerjob zum ersten Mal auf. Damals wollte ich aber selbst Sportler sein. Nach Teilnahmen an internationalen Wettkämpfen wurde mir klar, dass ich aufgrund des hohen Niveaus meine Leistungskarriere nicht fortsetzen konnte. Der Wechsel auf die Trainerseite beim BRSNW eröffnete mir eine neue Perspektive und ich habe neben Job und Studium noch meine Trainerausbildung im Leistungssport Rudern gemacht.

Was möchtest du als Trainer vermitteln, welche Werte sind dir wichtig?
Mein Grundsatz lautet: Ich tue alles für meine Athlet:innen, solange diese dasselbe für mich tun. Ich lege im Training höchsten Wert auf die Individualität und Rücksicht, die jede:r Einzelne braucht. Außerdem ist es mir wichtig zu zeigen, dass Leistungssport kein Vollzeitberuf bis zur Rente ist; daher ist ein gesunder Blick auf das restliche Leben wichtig. Ich möchte gerade den jungen Sportler:innen den Leistungsdruck nehmen und nahebringen, dass Schule und Job eine wichtige Basis sind, auch wenn das Herz fürs Rudern schlägt!

Ruderboot

Deine Erkrankung kam in einer Zeit, in der viele junge Menschen entscheiden, welche berufliche Laufbahn sie einschlagen. Hat dich deine Amputation beeinflusst?

Die Amputation hat bei mir nie Zweifel aufkommen lassen. Im Gegenteil: Sie hat mich angespornt, unbedingt wieder in den Leistungssport zu kommen. Deswegen kann ich leider nichts Tiefgründiges an dieser Stelle sagen. (lacht bei dieser Aussage)

Wirkt sich deine eigene Behinderung auf deinen jetzigen Job aus?
Nein, meine Einschränkung fällt kaum auf. Ich arbeite Hand in Hand mit Kolleg:innen ohne Behinderung zusammen und am Ruderstützpunkt packt einfach jede:r so an, wie er oder sie kann.

Ruderer

Wer Dominik und das Para-Rudern kennenlernen möchte, ist herzlich zur BRSNW Para Sporttour am 19. und 20. August 2023 in Köln eingeladen. Mehr Infos unter www.brsnw.de/parasporttour.

Text:BRSNW
Fotos: ©Paul Hense