PARA-SPORT Chancen erkennen, Möglichkeiten nutzen
Menschen mit Behinderung haben oft die Möglichkeit, ihren Sport in den Strukturen des olympischen oder paralympischen Sports auszuüben. Dass es nicht immer ein Entweder-oder sein muss, zeigen die Para-Leichtathletinnen Nele Moos und Merve Lisanne Petruck.
VOM FREIZEITSPORT ZUM PARA-PROFI
Nele Moos ist für die Paralympics in Tokio nominiert und feiert ihr Debüt auf der sportlichen Weltbühne. Ihre Karriere begann 2012 beim Verein Eintracht Duisburg. Para-Sport stand für sie nie zur Diskussion, weil ihre Hemiparese rechts kaum eine Rolle in ihrem Leben spielt. Ihr damaliger Trainer machte Nele aber auf die Chancen und Möglichkeiten im Para-Sport aufmerksam und mit Hilfe des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes NRW (BRSNW) konnte sie zusätzlich bei Para-Wettkämpfen starten.
„Ich konnte ja nichts verlieren“, sagt die 400-Meter-Läuferin, die nie eine Leistungssportkarriere angepeilt hatte. „Ich trainierte ausschließlich in Duisburg und machte meine Wettkämpfe. Zusätzlich nahm ich auch an Para-Wettkämpfen teil. Die schnellen, großen Erfolge in der Para-Leichtathletik haben mich dann aber total motiviert und als ich 2018 meinen ersten deutschen Rekord aufgestellt habe, war klar, da geht so viel mehr! Die Chancen, die sich für mich in meiner Behinderungsklasse ergeben haben, waren deutlich größer als bei den bisherigen Wettkämpfen. Ehrlicherwiese war es bis zu der Tokio-Nominierung aber viel mehr Aufwand als gedacht“, gibt Nele lachend zu. In einem Trainingslager 2018 ergab sich der Kontakt zum TSV Bayer 04 Leverkusen und daraufhin trainierte sie dort zusätzlich samstags. Zwei Jahre lang pendelte sie zwischen beiden Vereinen, bis Nele sich nach einem Trainerwechsel komplett für die Para-Leichtathletik entschied. Der Austausch und das Training mit anderen Para-Sportler:innen hat ihr so gut gefallen, dass Leverkusen ein echtes Zuhause wurde – vor fünf Monaten zog sie dort in ihre erste Wohnung.
POSITIVES MITEINANDER UND EIN TOLLES NETZWERK
Das positive Miteinander kann auch Merve Lisanne Petruck bestätigen. Die 15-Jährige probierte viele Sportarten aus und fand ihre Leidenschaft in der Leichtathletik. „In Ennepetal, meiner Heimat, gab es gar keine Möglichkeiten, Para-Sport zu machen. Deswegen war ich in einem ‚normalen‘ Sportverein und kam dort auch ohne große Anpassungen zurecht.“ Durch einen Schnuppertag
2018 lernte Merve Lisanne dann die Para-Leichtathletik kennen – und lieben! Um Schule und Sport kombinieren zu können, trainiert sie unter der Woche in ihrem Heimatverein TuS Breckerfeld und am Wochenende geht’s nach Leverkusen zum Para-Training. Die Trainer:innen der beiden Vereine stimmen sich beim Trainingsplan ab und arbeiten gut zusammen.
Merves Rat an alle Kinder und Jugendlichen mit Behinderung:
„Einfach machen, habt keine Angst vor Para-Sport! Man kann nichts verlieren – ganz im Gegenteil! Ich kann mich mit Sportler:innen messen, die unter gleichen Voraussetzungen starten.“ Auch Merve Lisannes Eltern loben das tolle Miteinander der Para-Sport-Gemeinschaft und die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben. „Man muss sich nicht erklären im Para-Sport, es gibt oft mehr Verständnis und ein hilfreiches Netzwerk für den Alltag. Wir wissen, wie ehrgeizig Merve Lisanne ist, und durch ihr Handicap hat sie den Zugang zum Behindertensport und soll alle Chancen nutzen!“
Merve Lisanne steuert im nächsten Jahr die Norm für den Nachwuchskader
1 an und vielleicht sehen wir die sympathische Athletin ja schon 2024 in Paris.
Fotos: Binh Truong / DBS, Axel Kohring