Im Gespräch mit Nena
Mit dem Hit 99 Luftballons der Band Nena erlangte sie 1983 internationale Bekanntheit. Mit 25 Millionen verkauften Tonträgern weltweit zählt sie zu den erfolgreichsten Künstlern der deutschen Musikgeschichte.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für Momo und die besonderen Kinder Zeit genommen haben.
Sie haben sich in der Vergangenheit viel mit Kindern auseinandergesetzt. Ich denke hier unter anderem an die Schulform in Hamburg, in der Sie sich engagiert haben.
Gab es auch Berührungen mit Kindern, die eine Behinderung haben?
Wir haben vor neun Jahren eine Schule gegründet, die auch Kinder und Jugendliche besuchen, bei denen ein „sonderpädagogischer Förderbedarf“ diagnostiziert wurde. Die Neue Schule Hamburg (NHS) ist eine nach dem Sudbury-Modell arbeitende, demokratische Schule, an der die Schüler ihr Leben und Lernen selbstbestimmt gemeinsam gestalten. Die Verschiedenheit der Menschen und die Einbindung aller sehen wir als Chance, um gegenseitig von den gemeinsamen Lern- und Lebensprozessen zu profitieren. Die Schülerinnen und Schüler entscheiden eigenständig, welche Inhalte sie lernen wollen, sowie wann, wo und mit wem. Freiheit in sämtlichen persönlichen Entscheidungen und die damit einhergehende Verantwortung für das eigene Handeln sind aus unserer Sicht tragende Säulen von Bildungsprozessen, die ALLEN Menschen gleichermaßen zugänglich sein sollten. Die NSH war und ist für Kinder und Jugendliche ein Ort, an dem sie gerade wegen ihrer Individualität wertgeschätzt werden.
Wenn Sie unsere gesellschaftlichen Strukturen beeinflussen könnten, was wäre Ihr erstes Anliegen?
Dass die Kinder in unserer Gesellschaft eine viel stärkere Stimme haben und man ihnen auf Augenhöhe begegnet.
Integration und Inklusion sind zurzeit ein wichtiges Thema in aller Munde.
Wie sieht in Ihren Augen eine gelungene Inklusion und Integration aus?
Die erste Voraussetzung für mich ist, dass man seine eigene Vorstellung von Normalität immer wieder in Frage stellt und Menschen nicht im Fokus ihrer Diagnose oder in der Position als „zu Integrierende“ betrachtet. Es geht um Anerkennung und Wertschätzung von Unterschiedlichkeit und Vielfalt, statt um ein Gleichmachen oder Anpassen.
Wir kennen von Ihnen zahlreiche Songs, z. B. „99 Luftballons“ etc.
Können Sie sich ein Projekt vorstellen, das sich direkt auf Kinder ausgerichtet?
Ich mache gerne und immer wieder Musik für Kinder. Mein letztes Projekt war die 1×1-CD. Songs, die Kindern dabei helfen, das kleine Einmaleins ruckzuck auswendig zu lernen. Ohne trockenes Pauken und Abfragen, sondern mit Musik und ganz viel Spaß.
Das Magazin Momo ist für Eltern und Kinder, die besonders sind. Es soll Mut machen und eine Plattform bieten, auf der Eltern und Betroffene die Möglichkeit haben, sich auszutauschen. Haben Sie eine Lebensphilosophie für unsere kleinen und großen Leser?
Egal ob groß oder klein … wir sollten alle gemeinsam daran arbeiten, uns mit Offenheit, Liebe und Respekt zu begegnen.
Wir wünschen Ihnen alles Gute und bedanken uns nochmal für dieses Interview!
Interview: Martina Lange
Fotocredits: Esther Haase, Heiko Laschitzk