Friederike Linke im Gespräch
Liebe Frau Linke,
vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview mit unserem Magazin genommen haben. Unsere Publikation „Momo – Mobilität · Motion & Barrierefrei“ ist ein Familienmagazin und ein großes Thema in jeder Ausgabe sind Familien mit besonderen Kindern – Kindern mit einem Handicap.
Sie sind eine sehr gefragte und vielbeschäftigte Schauspielerin und arbeiten sich intensiv in die anstehenden Rollen ein – das hört sich sehr aufwendig und anspruchsvoll an, zumal sie selbst zwei Kinder haben.
Wie sieht denn hier Ihr Familienmanagement aus?
Unser Familienmanagement ist kompliziert, zumal auch mein Mann im kulturellen Bereich arbeitet und oft abends und am Wochenende beruflich unterwegs sein muss. Wir haben das Glück, dass unsere Eltern uns sehr unterstützen und sie nicht so weit weg wohnen. Wir sind sehr dankbar, dass sie sich die Zeit nehmen und uns helfen, unsere Berufe ausleben zu können.
In „Tonio & Julia“ spielen Sie eine Schlaganfallpatientin. Wir selbst haben sehr oft mit Menschen zu tun, die Einschränkungen haben. Eine Figur mit Einschränkungen zu spielen, stellen wir uns sehr anspruchsvoll vor, denn es muss authentisch sein, sodass man Ihnen die Rolle abnimmt.
Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?
Ich habe mich intensiv mit dem medizinischen Thema Schlaganfall beschäftigt, habe eine Selbsthilfegruppe von Betroffenen mehrfach besucht und mich sogar zur Schlaganfallhelferin ausbilden lassen. Der Kontakt besteht weiter fort und ich bin jetzt als Botschafterin für diese Selbsthilfegruppe tätig.
Menschen mit Mobilitätseinschränkungen gehören leider noch viel zu oft zu einer Randgruppe unserer Gesellschaft. In vielen Bereichen ist Integration und Inklusion noch nicht angekommen und auch nicht selbstverständlich. Sicherlich auch aus Unkenntnis, wie man sich gegenüber einem Menschen mit Handicap verhält.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass gerade bei jüngeren Menschen ein soziales Jahr auch eine gute Vorbereitung auf das Leben sein kann, insbesondere auf das Miteinander in unserer Gesellschaft.
Welche Meinung haben Sie dazu?
Ich finde es schade, dass der Zivildienst so vollständig abgeschafft worden ist. Ich wäre dafür, dass alle jungen Menschen, insbesondere die, die nach dem Abitur eine akademische Laufbahn einschlagen, so etwas wie ein soziales Jahr absolvieren würden. Das würde sehr zur Förderung des Verständnisses für Menschen mit Handicap und alte Menschen beitragen. Außerdem wäre es für die Gesellschaft eine sehr nützliche und gute Sache.
Ist bei Ihnen künftig mit ähnlich anspruchsvollen Rollen – hier insbesondere in Bezug auf Frauen mit einer Einschränkung – zu rechnen?
Das kann ich heute nicht sagen, aber ich bin immer an interessanten Rollen, insbesondere auch mit komplexen Persönlichkeiten, interessiert.
Was würden Sie unseren kleinen und großen Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben?
Ich rate allen, ihren Träumen und Idealen Raum zu lassen und sich dafür einzusetzen, dass man das tun kann, was man gerne möchte und wozu man sich berufen oder talentiert fühlt. An sich zu glauben und zuversichtlich zu sein. Jeder hat seinen ganz eigenen Weg.
Das kann ich als Schauspielerin aus eigener Erfahrung sagen: Der Weg als Schauspielerin ist nicht immer einfach. Die Sicherheit, die andere Berufe bieten, haben wir in unserem Beruf nicht.
Interview Martina Lange
Chefredakteurin Magazin Momo
Info:
Die zweite Staffel von WENDEHAMMER erscheint diesen Sommer im ZDF und in der ZDF Mediathek.
Fotos: © Christian Hartmann und © ZDF/Hardy Spitz