Da blüht uns was – Urbanes Gärtnern

Warum natürlich nachhaltiges, klimaschonendes Urban Gardening für alle Generationen geeignet ist

Es geht um Freude und bewusstes Erleben, darum, Pflanzen anzubauen und ihnen beim Wachstum zuzuschauen. Und darum, ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Ein unbeschreibliches Gefühl voller Stolz, Glück und gleichzeitig Dankbarkeit der Natur gegenüber. Saisonales, frisches, erntereiches Obst und Gemüse zur gesunden und kostengünstigeren Ernährung anzubauen oder farbenfrohe, teils intensiv duftende Blumen hochzuziehen oder zu züchten hat nichts Spießiges an sich, sondern vereint die unterschiedlichsten Menschen aller Altersgruppen in der Liebe zur naturnahen (Garten-)Arbeit. So weiß man, dass Blumen, Obst und Gemüse unbehandelt sind. Außerdem ist man viel an der frischen Luft, wo man auftanken und die Seele baumeln lassen kann – gut fürs eigene Immunsystem und Wohlbefinden.

„DIEBSTAHL. Blumen einfach abschneiden macht mich traurig und wütend. Dies ist eine Bepflanzung im öffentlichen Raum und somit ist das Entfernen von Pflanzen verboten!!! Ich habe die Blumenzwiebeln eigenhändig im Oktober hier eingegraben und hier sollte es jetzt BUNT sein und nicht nur GRÜN. Dies ist KEIN Selbstbedienungsblumenbeet. BITTE UNTERLASSEN SIE DAS!“ (Aushang in Berlin-Wedding, gefunden auf notesofberlin.de).

Dies ist eine der weniger schönen Auswirkungen von Urban Gardening, auch „urbaner Gartenbau“ oder „Gärtnern in der Stadt“ genannt. Diese Sonderform des Gartenbaus ist die oftmals kleinräumige gärtnerische Nutzung heimischer oder städtischer Flächen innerhalb von Siedlungsgebieten oder in deren direktem Umfeld. Eigene Gärten oder Gärten, die zum Mietshaus oder zur Mietswohnung gehören, der Innenhof, die (Dach-)Terrasse und der Balkon oder zugewiesene öffentliche freie Flächen wie etwa in den Kleingärten bieten Platz fürs Gärtnern in der Stadt. Was man dazu braucht: eine kleine Anbaufläche (auch möglich in Pflanzkübeln, Pflanzampeln, Pflanztreppen oder -leitern, Kisten, Balkonkästen oder Hügel- oder Hochbeeten, etwa aus umgebauten Paletten), des Weiteren große Lust auf selbstgezogene Pflanzen und ein wenig Kreativität. Die Pflanzen müssen dabei dem jeweiligen Standort (beispielsweise schatten-, sonnen- oder windexponierte Plätze) angepasst werden. Sonst können sie nicht wachsen und gedeihen.

„Ein Ziel von ‚Urban Gardening‘ kann die Eigenversorgung mit regionalen Nahrungsmitteln sein, die nahe am Ort der Produktion auch konsumiert werden. Dabei sollen Ressourcen, aber auch Transportkosten und Treibhausgase eingespart werden“ – so beschreibt es die Initiative Pflanzenforschung.de des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (kurz BMBF). „Auch das Anpflanzen von Blumen und Pflanzen, die nicht für den Verzehr geeignet sind, ist eine Variante des Gärtnerns in der Stadt.“

Des Weiteren ist Biodiversität ein bedeutsamer Faktor, was bedeutet, die faszinierende Artenvielfalt der Pflanzen zu erhalten und auszubauen, damit etwa den Kultur- und Wildpflanzen und bestäubenden Insekten wie Bienen, Hummeln und Wespen ein wichtiger Lebensraum geboten werden kann, um dadurch dem Insektensterben entgegenzuwirken. Das Anpflanzen kann zudem förderlich sowohl für das städtische Mikroklima als auch für die Luftqualität sein. Dies kann dem sogenannten „städtischen

Wärmeinseleffekt“ entgegenwirken, der besagt, dass in städtischen Ballungsräumen in Bodennähe wesentlich höhere Lufttemperaturen zu beobachten sind als in ländlichen Regionen.

Urban Gardening hängt somit eng mit dem Bewusstsein von Nachhaltigkeit und Naturverbundenheit zusammen. Durch gemeinschaftliche Projekte sollen der Zusammenhalt und das soziale Miteinander in den (Groß-)Städten und Gemeinden gestärkt werden, was unter anderem durch den gegenseitigen Austausch über die vielfältige Gartenarbeit und -gestaltung sowie die Hilfe und Unterstützung der Menschen untereinander angeregt werden kann.

Der Trend zum Urban Gardening wird weltweit immer beliebter und ist dennoch keine Erfindung der Neuzeit. Der eigentliche Ursprung liegt schon lange zurück, denn diese Art des Gartenbaus existiert bereits, seit es Städte gibt. Auch in längst vergangenen Zeiten wurden schon Kleingärten, heute auch Schrebergärten genannt, angelegt.

Der in Leipzig geborene Arzt, Orthopäde und Pädagoge Dr. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808–1861), dem besonders die Gesundheit und das Wohl von Kindern am Herzen lag, hat mit der Bezeichnung „Schrebergärten“ an sich nichts zu tun. 1865 legte man zu seinen Ehren in Leipzig den sogenannten Schreberplatz an. Zunächst aus einer Turn- und Spielwiese bestehend, um die Bewegung von Kindern zu fördern, entstanden auf Initiative des Lehrers Heinrich Karl Gesell (1800–1879) am Rand kleine Kinderbeete, um weitere Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten. Aus diesen Beeten wurden dann Familienbeete, die eine Umzäunung erhielten und in Parzellen unterteilt wurden – die Geburtsstunde der Schrebergärten.

Info:

Um Grundschulkindern in digitalen Zeiten ein besseres Verständnis für die alltäglichen Prozesse im Obst- und Gartenbau, in der Bodenbearbeitung sowie über Natur und Umwelt durch gemeinsame praktische Arbeit und theoretischen Sachunterricht zu vermitteln – wie etwa über die Anzucht und Pflege von Gartenpflanzen und Kräuteranbau –, gibt es im Sachkundeunterricht auch das Projekt des Schulgartens. Häufig wird dieser entweder mittels (Hoch-)Beeten auf dem Schulhofgelände oder in einem durch den Gartenverein zugewiesenen eigenen Schulgarten nach altem Vorbild verwirklicht.

Text: Claudia Egert
Quellen: mein-schoener-garten.de, pflanzenforschung.de Fotos: Monkey Business Images_shutterstock.com, pexels.com