Charly Hübner im Interview

Lieber Herr Hübner,
vielen Dank, dass Sie unseren großen und kleinen Lesern von Ihren Abenteuern als Räuber Hotzenplotz erzählen möchten.Die Figur des Hotzenplotz ist (fast) allen bekannt. Der bärtige Räuber mit dem viel zu großem Hut der Kasperls Großmutter überfällt und ihr die Kaffeemühle klaut. Ich kann mich an ein Puppenspiel erinnern, bei dem der Hotzenplotz doch viele Sympathien der Kinder hatte.
Was meinen Sie, warum ist die Figur des Hotzenplotz nach so vielen Jahren immer noch so sympathisch?

Hotzenplotz weiß genau was er braucht, um glücklich zu sein und weil er uns das erzählt, ist er nachvollziehbar und wird dadurch sympathisch. Außerdem kann jemand, der uns durch allerlei Geschichten anfangs unheimlich oder gar böswillig scheint, nur gewinnen oder richtig verlieren in unserer Sympathie. Und Hotzenplotz gewinnt, weil er doch nicht soooo böse ist, sondern sogar lustig.

Was verbinden Sie mit der Geschichte vom Räuber Hotzenplotz, hat Sie diese Räubergeschichte bereits als Kind begleitet?

Ich kenne die Geschichten erst seit ein paar Jahren und ich bin ja, wie der eine oder die andere vielleicht weiß, ein großer Freund von Räuber-, Piraten und Gangstergeschichten.

Wie haben Sie sich in die Rolle des Räubers „eingelebt“ um authentisch zu sein? Sie spielen ja manchmal einen eher bärbeißigen, dennoch sympathischen Charakter, wie z.B. in der Rolle mit Anke Engelke „Einmal Hallig und zurück“. Hat Sie die „Räuberrolle“ besonders angesprochen?

Ach – es war einfach eine herrliche Gelegenheit, mit Hotzenplotz im Wald Halligalli zu veranstalten.

Großmutter muss für den Räuber Hotzenplotz eine Schwammerlsuppe kochen. Welches ist Ihr Leibgericht?

Schwammerlsuppe mit Ei, Schinkenspeck, Käse und Petersilie und Omelett mit Zwiebeln und Eierschwammerl.

Das Magazin Momo ist für Eltern und Kinder, die besonders sind. Es soll nicht nur Mut machen, sondern auch eine Plattform bieten, auf der Eltern und Betroffene die Möglichkeit haben, sich auszutauschen. Betroffene Eltern für Eltern! Haben Sie eine Lebensphilosophie für unsere kleinen und großen Leser?

Jede und jeder von uns hat seine eigenen Wege, Aufgaben, Mühen und Glückseligkeiten. Es gibt den Ausspruch: „Auf Sicht Fahren!“ – irgendwann habe ich mir in meinem gesamten Leben angewöhnt immer auf Sicht zu fahren – nicht auf Automatismen oder Regeln zu vertrauen. Seit dieser Zeit ist mein Leben sehr intensiv und alles andere nicht mehr vorstellbar. „Auf Sicht fahren!“ macht mir größte Freude und ist größtes Abenteuer.

Ich bedanke mich herzlich für dieses Interview!
Martina Lange

Chefredakteurin Magazin Momo – Mobilität & Motion

 

Fotos: Studioaufnahme_Kim Indra Oehne, Coverabbildungen: Hörbuch Hamburg

Ratgeber von Hase Bikes: So beantragen Sie ein Therapierad für Ihr Kind

Wer bei seiner Krankenkasse einen Antrag auf ein Therapierad für sein Kind stellt, kann schnell im Dickicht des Behördendschungels verloren gehen. Hase Bikes hat einen ausführlichen Ratgeber verfasst, der Schritt für Schritt durch das Verfahren führt: von der Vorbereitung über den Antrag selbst bis hin zu den Möglichkeiten des Widerspruchs und der Klage bei Ablehnung.

Ein ärztliches Rezept ist noch lange keine Garantie dafür, dass die Krankenkasse ein Therapierad bezahlt oder zumindest bezuschusst. Viele Anträge werden abgelehnt. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Manche Anträge sind nicht vollständig, manche sind nur schlecht oder gar nicht begründet.

Wenn Sie ein Therapierad für Ihr Kind beantragen wollen, sollten Sie wissen, welche Unterlagen zu einem perfekten, überzeugenden Antrag gehören. So ist es z. B. wichtig, dass Sie mit Ihrem Kind zu einem Händler oder Sanitätshaus gehen, bevor der Arzt das Rezept ausstellt. Denn darin muss detailliert aufgelistet sein, was Ihr Kind benötigt. Und hierzu gehören nicht nur der Name des Herstellers und des Modells samt Hilfsmittelnummer. Auch das benötigte Zubehör und Sonderausstattungen müssen exakt aufgeführt sein, sonst wird die Krankenkasse diese Posten nicht übernehmen. Auch wenn Sie nach der Antragstellung noch etwas ändern, und sei es nur ein Zubehörteil, kann das dazu führen, dass sich die Krankenkasse weigert, das Therapierad zu bezahlen.

Der Ratgeber von Hase Bikes führt Sie Schritt für Schritt durch den gesamten Prozess, von der Antragstellung über den Widerspruch bei Ablehnung bis hin zu dem letzten Mittel, der Klage.

Holen Sie sich jetzt den ausführlichen Ratgeber: hasebikes.com/27-0-Downloads.html

Hase Bikes stellt seit über 25 Jahren Spezialräder her, die gerne im Reha- und Handicap-Bereich eingesetzt werden. Die beiden Liegedreiräder für Kinder und Jugendliche, Trets und Trix, haben Hilfsmittelnummern und können von Ärzten verordnet werden. Mehr Infos unter www.hasebikes.com

 

 

 

Text und Fotos: Hase Bikes

Das mache ich doch mit links – oder rechts?

Das mache ich doch mit links – oder rechts?

Es gab schon viele bekannte (oder soll ich schreiben: berühmte) Menschen, die Linkshänder waren und sind: Issak Newton, Ludwig van Beethoven, Picasso und Elisabeth II. – die Liste der genialen Linkshänder lässt sich beliebig lange fortsetzen. Vielleicht hat sich daher die These verfestigt, dass die Minderheit der Linkshänder kreativ, intelligent und besonders begabt ist. Aber ist das wirklich so? Und wo liegt die Ursache der Händigkeit?

In Deutschland liegt der Anteil der Linkshänder zwischen 10 % und 15 %, allerdings gab es schon zu allen Zeiten und in unterschiedlichen Kulturen einen bestimmten Anteil an Linkshändern. So war die gesellschaftliche Ächtung der Linkshändigkeit bei unseren Vorfahren nicht selten an der Tagesordnung.

Noch vor wenigen Jahrzehnten wurden kleine Kinder in der Schule von Links- auf Rechtshändigkeit „umerzogen“. Dies ist heutzutage rechtlich nicht mehr zulässig, die Umschulung von Linkshändern gilt als Körperverletzung.

Ursache der Händigkeit – eine Entscheidung des Gehirns oder des Rückenmarks?

Die Wissenschaft ist dem Rätsel der Händigkeit seit vielen Jahren auf der Spur – und bisher anscheinend nicht geklärt. Forscher vermuteten, das Gehirn sei für diese Eigenschaft verantwortlich. Nun wollen jedoch Forscher der Ruhr-Universität Bochum herausgefunden haben, dass nicht das Gehirn, sondern vielmehr das Rückenmark darüber entscheidet, ob ein Mensch Links- oder Rechtshänder ist. Die Biopsychologen aus Bochum wiesen gemeinsam mit Forschern aus den Niederlanden und Südafrika offenbar nach, dass die Genaktivität im Rückenmark bereits im Mutterleib asymmetrisch ist. Genau diese Asymmetrie scheint für die Aktivitäten einer Rechts- oder Linkshändigkeit verantwortlich zu sein.

Tatsächlich werden die entsprechenden Bewegungen der rechten oder linken Hand über das Gehirn initiiert. Von dort wird ein entsprechendes Signal an das Rückenmark gesendet, das den Befehl in eine Bewegung umsetzt. Das bedeutet aber eben nicht, dass die Rechts- oder Linkshändigkeit vom Gehirn aus gesteuert wird, so die Forscher der Ruhr-Universität.

Ob ein Kind Links- oder Rechtshänder ist, zeigt sich meistens bereits in den ersten zwei Lebensjahren. Welche Hand die stärkere ist, können Eltern bereits frühzeitig daran erkennen, mit welcher Hand das Kind z. B. nach dem Spielzeug oder dem Essen greift.

Auf keinen Fall sollten Eltern linkshändige Kinder auf die rechte Hand umschulen. Davon ist dringend abzuraten, denn das Umlernen kostet die Kinder unheimlich viel Kraft, die dann nicht in andere Lernprozesse investiert werden kann.

Beidhändigkeit – Ambidextrie

Ambidextrie ist die Fähigkeit, gleich gut die rechte und die linke Hand zu benutzen. Nur einer von 100 Menschen ist ein geborener Beidhänder, der beide Seiten gleichermaßen einsetzen kann.

Quellen: tagesspiegel.de, augsburger-allgemeine.de, wikipedia.de, news.rub.de Foto: VH-studio_shutterstock.com

Der Ball rollt wieder. Und klingelt dabei.

Der Ball rollt wieder. Und klingelt dabei.

Fußball ist die beliebteste Sportart weltweit. Das Spiel ist klar und schnell erklärt: ein Ball, zwei Teams und zwei Tore – das Runde muss ins Eckige.

Sehbehinderte oder blinde Menschen spielen mit derselben Leidenschaft aber mit dem Unterschied, dass der Blindenfußball klingelt und sehende Guides am Spielfeldrand die Spieler*innen leiten.

Diese inklusive Form des Fußballs ist vergleichsweise neu aber gut sehr gut etabliert. Fußball verbindet Menschen und kann die gesellschaftliche Integration erleichtern. Immer mehr Bundesliga Clubs gründen Abteilungen für Blindenfußball, um ihre Strahlkraft zu nutzen. So wie die BRSNW Mitgliedsvereine Borussia Dortmund oder der FC Gelsenkirchen Schalke 04, die bereits seit 2006 bzw. 2015 in diesem Bereich „aktiv dabei“ sind.

Anders als in Deutschland gibt es in Spanien und Brasilien schon seit über 20 Jahren eine Liga für Blindenfußball. In der deutschen Blindenfußball-Bundesliga, die seit 2008 stattfindet, ist die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf noch nicht vertreten. „Das soll sich aber ändern!“, erklärt Stefan Felix. Er ist Inklusionsbeauftragter bei Fortuna und selber blind. 2018 fühlte er sich nach dem Bundesligaabschlussspieltag im Blindenfußball motiviert und gründete eine eigene Mannschaft.
Das Sportamt baute daraufhin im Mai 2019 auf dem Areal des Arena Sportparks in Düsseldorf ein entsprechendes Fußballfeld.

Beim Blindenfußball treten zwei Mannschaften mit je fünf Spielern*innen gegeneinander an. Die vier Feldspieler*innen sind blind oder haben einen geringeren Sehrest. Eventuelle Unterschiede werden durch Augenklappen ausgeglichen, um für alle die gleichen Voraussetzungen zu schaffen. International darf übrigens nur spielen, wer die Hand vor den Augen nicht sehen kann. Einzig die Torhüter*innen dürfen sehen, allerdings müssen sie in ihrem Torraum bleiben. Blinde Sportler*innen spielen nach ihrem Gehör und Orientierungssinn. Der klingelnde Ball hilft ihnen dabei. Er ist kleiner und deutlich schwerer als ein üblicher Fußball, so kann er nah am Fuß bleiben und springt nicht so hoch. Zur Sicherheit tragen alle Spieler*innen einen Kopfschutz auf dem 20 x 40 Meter großen Spielfeld. Die Längsseiten sind durch Banden begrenzt und werden aktiv ins Spiel einbezogen.

Die reine Spielzeit beträgt 2 x 25 Minuten und geschossen wird auf Hockey Tore.

Auf und neben dem Feld ist vor allem die Kommunikation wichtig. Stefan Felix erzählt, dass Eltern und Begleitpersonen als Guides direkt ins Training einbezogen werden. „Eltern die am Spielfeldrand stehen und mit dem Handy spielen, gibt es bei uns nicht“, sagt er uns lachend.

Die Guides und Trainer rufen Anweisungen um die Torposition klar lokalisierbar zu machen. Die Anweisung „10-1“ beschreibt zum Beispiel die Distanz zum Tor, noch 10 Meter. Die Spieler*innen rufen ständig „VOY“- das ist spanisch und heißt „Ich komme“. Jede*r Spieler*in, die*der sich dem ballführenden Akteur nähert, muss dieses Wort immer wieder laut rufen. So wichtig wie das Sprechen auf dem Fußballfeld, ist die Ruhe auf den Zuschauerrängen, um alle Anweisungen zu verstehen. Nach einem Tor darf dann aber natürlich gejubelt werden.

Die Mannschaft von Fortuna sucht immer Verstärkung.
Trainiert wird immer mittwochs von 17:00 – 19:00 Uhr im Arena Sportpark in Düsseldorf.

 

 

Kontakt:
Stefan Felix
Projektleiter Inklusion
Mobil: +49173 416 23 02
s.felix@f95.de

Text: Anke Nellen, Fotos: ©Andrea Bowinkelmann / LSB NRW

Ein Pilgerweg für alle

Auf dem Camino Incluso der SRH Stephen-Hawking-Schule

1. Etappe: Von Bensheim-Auerbach nach Beedenkirchen

Der Camino Incluso ist ein barrierefreier, internationaler und interreligiöser „Pilgerweg für alle“. Über eine Länge von 84 Kilometern führt der Weitwanderweg von Bensheim bis Heidelberg. Er ist aus einem Schüler*innenprojekt der SRH Stephen-Hawking-Schule heraus entstanden. Momo berichtete bereits im vergangenen Sommer über das pädagogische Konzept und die geplante Eröffnung im Frühling 2020. Wegen der Corona-Pandemie wird sie verschoben. Pilgerkästchen, -stempel und -bücher stehen schon bereit, Infos zu Infrastruktur und Kontaktdaten ebenfalls. Da der Weg bereits ausgezeichnet ist, empfehlen die Schüler*innen gerade jetzt eine Wanderung.

Rollstuhlfahrer*innen und eingeschränkte Fußgänger*innen des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums in Neckargemünd pilgern schon seit sechs Jahren.

Gleichzeitig prüfen sie die Wegbeschaffenheit, stellen sich mutig Steigungen von bis zu 17 Prozent, testen die Infrastruktur vom Gasthaus über den öffentlichen Nahverkehr bis zum barrierefreien WC. Gelbe Pilgerbeutel, von der Projektgruppe gestaltet und vom Odenwaldklub angebracht, kennzeichnen den Weg. So „wuchs“ der Camino Incluso, der Weg, der alle Menschen einbezieht und zudem zum pfälzischen und badischen Jakobsweg führt, heran. Die sechs Etappen durch den Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald sind auch als Tagestouren interessant.

Los geht‘s mit Etappe 1: Die erste Etappe geht über 11 Kilometer und ist eine Bergetappe. Die Schüler*innen schätzen den Weg als mittel bis sehr schwierig ein. Sie raten, im Team von drei Fußgänger*innen und einer Rollstuhlfahrer*in unterwegs zu sein. Seile im Gepäck sind hilfreich, weil man damit den Rollstuhl absichern oder ziehen kann. Für die unterschiedlichen Fortbewegungsarten und -mittel sind weitere Streckenvarianten auf der Website www.camino-incluso.de beschrieben. Thema dieser ersten Etappe sind „Steine“: im Felsenmeer, in Formationen, in Sagen und als Mahnung, sich gedanklich zu „bewegen“.

Erfreulich ist die Ankunft am Start in Bensheim-Auerbach: Der Bahnhof ist dank erhöhtem Bahnsteig, Rampen und Aufzug barrierefrei. Der Pilgerweg führt eben über „Stolpersteine“ an der Synagoge in der Bachgasse vorbei. Die Synagoge ist eine der wenigen jüdischen Gotteshäuser, die während des Zweiten Weltkriegs nicht zerstört worden sind.

Im evangelischen Gemeindehaus wird den Pilger*innen ein Raum der Stille angeboten. Ein Pilger*innenempfang kann nach Voranmeldung organisiert werden.
Weiter geht es ansteigend zum Fürstenlager, wo man sich über die Ortsgeschichte informieren und unter Schatten spendenden Bäumen verweilen kann. Nach dem See befindet sich auf der rechten Seite das einzige barrierefreie WC bis Beedenkirchen. Von dort steigt der Weg mäßig bis steil zwischen Apfelbäumen bis zur Anhöhe am Rastplatz Hermann-Schäfer-Eiche an.

Nächstes Highlight ist die Lichtung am Garten der Freiheit (www.friedensmal.de). Das Friedensmal ist nach Jerusalem ausgerichtet und öffnet den Blick ins „kleine Jerusalem“, in die Rheinebene nach Worms. Diese Stadt ist, ebenso wie Mainz und Speyer, als mittelalterliche Geburtsstätte des europäischen Judentums bedeutsam. Durch eine Hohlgasse gelangen die Pilger*innen zur Schutzhütte Selterswasserhäuschen, einem früheren Kiosk. Achtung: Diese Hohlgasse ist witterungsabhängig für Rollstuhlpilger*innen nicht immer befahrbar.

Weitere 150 Meter steil bergauf (11 Prozent Steigerung, für 10 Meter 17 Prozent), dann vorbei am sagenumwobenen Teufelsstein, kommt man auf einem kurzen Abstecher von 150 Metern (Gefälle 5 bis 8 Prozent) zum Waldgasthaus Am Borstein. Achtung: Wochenend-Pilger*innen sollten hier den Abstieg nach Reichenbach nehmen und mit dem Bus zurück nach Bensheim fahren, da der Zielort Beedenkirchen nur mit dem Schulbus erreichbar ist. Gestärkt geht es auf dem Camino zunächst leicht ansteigend, dann eben weiter, bis ein Meer aus Steinen „auftaucht“ (www.felsenmeer-zentrum.de). Im Odenwälder Felsenmeer sind unzählige Werkstücke von römischen Steinhauern zu entdecken. Der Weg durchs Felsenmeer ist eben und breit.

Nach zwei Kilometern ist das Ziel erreicht: Beedenkirchen. In der evangelischen Kirche gibt es den zweiten Pilgerstempel, -infos und das -buch, nach Anmeldung einen Pilgersegen von Pfarrer Engelbrecht. Das gesamte SRHSchulen-Team wünscht viel Spaß und Einkehr beim Pilgern. Zur Pflege des Pilgerwegs bitten die Schüler*innen um ein Feedback an die E-Mail-Adresse pilgerweg.shs@srh.de.

 

Text und Fotos: SRH Schule

ARBERLAND – Wasser und Wald für Alle

ARBERLAND – Wasser und Wald für Alle

Als eine der ersten Pilotdestinationen von „Reisen für Alle“ in Bayern verfügt das ARBERLAND Bayerischer Wald über vielfältige Ausflugsziele und Unterkünfte, die als barrierefrei oder teilweise barrierefrei zertifiziert wurden. Der waldreichste Landkreis in Bayern bietet mit dem Nationalpark Bayerischer Wald und dem Naturpark viele Erlebnisse in und mit der Natur.

Aber auch Urlaub am Wasser, ist beispielsweise am Großen Arbersee am Fuße des Großen Arbers barrierefrei möglich. Der See ist ein einzigartiges Relikt aus der letzten Eiszeit und liegt in einem 157 Hektar großen Naturschutzgebiet. „Schwimmende Inseln“ und die 400 Meter steil aufragende Arberseewand mit kleinen Wasserfällen und Sumpfmulden bieten ein unvergessliches Naturspektakel.

Ein neu gestalteter barrierearmer Rundweg führt auf 1,7 Kilometern Länge um den See. Der hintere Teil wurde mit neuen Stegen und Stehlen gestaltet und ist mi Rollator, geländetauglichen Rollstuhl oder einem Kinderwagen problemlos zu meistern.

Direkt am Arbersee befindet sich ein Bootsverleih, der seit über hundert Jahren hier seine Tradition hat. Früher fuhren die Besucher mit klassischen Ruderbooten über den See. Aus Gründen des Naturschutzes und der Sicherheit werden heute nur noch Tretboote benutzt.

Auch das neue Arberseehaus am Ufer des Großen Arbersees wurde nach den „Reisen für Alle“-Kriterien überprüft und ist größtenteils barrierefrei erreichbar. Bayerische Spezialitäten und frische, selbstgebackene Kuchen laden zur gemütlichen Einkehr ein. Ein Highlight im Sommer sind die traumhafte Sonnenterasse und der Wintergarten mit herrlichem Blick auf den See.

Der Arbersee ist ein Ausflugsziel für die ganze Familie, das sich mit weiteren barrierefreien Ausflugszielen in der Nähe kombinieren lässt, wie etwa mit einem Besuch des Großen Arber (Gastronomie am Berg und Lift barrierefrei), dem mit 1456 Metern höchsten Berg im Bayerischen Wald und Namensgeber der Region ARBERLAND oder einer der traditionellen Glashütten in Bodenmais oder im „Gläsernen Herz“ Frauenau.

Weiterführende Informationen

www.arberland.de
www.arberseehaus.de
www.arber.de

 

 

 

Text: ©ARBERLAND REGio GmbH
Fotos: © arberseehaus, bietau

Feuer – Das heiße Element

Das heiße Element

Das Feuer und seine vielen Erscheinungsformen sind für die Menschen seit seiner Entdeckung von besonderer Bedeutung. Der Mensch lernte, mit dem Feuer umzugehen und sich seine positiven Eigenschaften zunutze zu machen. Es erhellte ihm die Dunkelheit, schützte ihn vor Tieren und Kälte, half ihm, seine Speisen genießbar und verdaulich zuzubereiten. So war es ihm auch möglich, in Regionen zu leben, in denen er sonst nicht überlebt hätte.

Funde deuten darauf hin, dass unsere Vorfahren bereits vor rund 1,5 Millionen Jahren die Kraft des Feuers nutzten. Doch die Frage, ab wann es dem Menschen gelang, Feuer selbstständig zu entfachen, wird auch unter den Forschern noch heftig diskutiert. Viele gehen davon aus, dass dies dem Neandertaler mithilfe von Feuersteinen vor 40 000 Jahren möglich war.

 

Was ist Feuer?

Für ein Feuer braucht man drei Dinge: Brennstoff, Hitze und Sauerstoff. Durch die Hitze reagiert der Brennstoff mit dem Sauerstoff der Luft, es läuft eine Oxidation ab. Das heißt, die Moleküle des Brennstoffs verbinden sich mit dem Sauerstoff und dabei wird Wärme freigesetzt. Um ein Feuer zu entfachen, braucht man eine Initialzündung oder Startwärme, bei welcher der chemische Verbrennungsprozess des Brennstoffs startet und in einer Art Kettenreaktion fortläuft. Eine Initialzündung kann in der Natur beispielsweise ein Blitz sein, der in einen Baum einschlägt.

Die Startwärme bewirkt die Flamme, durch die entstandene Wärme wird eine Kettenreaktion in Gang gesetzt: Das Feuer brennt nun aus sich selbst heraus, bis eines der drei Dinge – Brennstoff, Hitze oder Sauerstoff – nicht mehr vorhanden ist.

 

 

 

Manche mögen’s heiß: Fakten über das FEUER

Es gibt Pflanzen die sich an Hitze und Feuer angepasst haben, man nennt sie Pyrophyten. Sie wachsen in Regionen, in denen natürliche Feuer häufig auftreten, wie in Trockenwäldern, Savannen und Buschgebieten.

Die bisher ältesten Überreste einer Feuerstelle haben Forscher in einer Höhle in Südafrika entdeckt. Die verbrannten Knochen und Pflanzenteile sind rund eine Million Jahre alt!

Die heißeste Flamme hat eine Temperatur von rund 6000 °C. Sie entsteht, wenn man in einem Experiment die Moleküle Dicyanoethin und Ozon unter hohem Druck verbrennt. Zum Vergleich: Eine Kerzenflamme erreicht an ihrem heißesten Punkt bis zu 1400 °C.

Nicht alle Tiere fürchten sich vor Feuer. Die Larven des Australischen Feuer-Prachtkäfers etwa können sich nur in frisch verbranntem Holz entwickeln. Deshalb verfügen die Käfer über wärmeempfindliche Sensoren, mit denen sie Brände in mehr als 50 Kilometern Entfernung aufspüren können.

Der Weltrekord für das höchste Sonnenwendfeuer aus dem Jahr 2016 hält das norwegische Ålesund. Der Turm aus Holz war gigantische 47,4 Meter hoch.

 

Fotos: pixabay.com,pxhere.com
Quelle: geo.de, mx-wissen.de, schadenprisma.de, planet-wissen.de

Kinderwelten – Das neue multimediale Bildungsprojekt der DAHW

Kinderwelten – Das neue multimediale Bildungsprojekt der DAHW

Was brauchen Kinder, um glücklich zu sein? Was macht sie traurig? Was würden sie ändern, wenn sie Königin oder Bürgermeister wären? Unterscheiden sich die Bedürfnisse und Wünsche der Kinder in unterschiedlichen Teilen der Erde? Finden sie überall gleich Beachtung? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Bildungsprojekt „Kinderwelten“ die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe für Kinder im Alter von ca. 5 bis 13 Jahren.

Herzstück ist ein Film des Liedermachers und Kindheitspädagogen Christof Balling, produziert mit Unterstützung des Musikpädagogen Dr. Dennis Schütze. Gemeinsam waren die beiden Würzburger in deutschen und tansanischen Schulen unterwegs, um mit Kindern Musik zu machen und über diese Fragen ins Gespräch zu kommen. Begleitend zum Film steht ein umfassendes Materialpaket zur Verfügung, um Kindern die Themen Inklusion und Kinderrechte, das Leben in einem afrikanischen Land und die Arbeit einer Hilfsorganisation näher zu bringen.

Jedes Kind spielt gerne mit seinen Freunden und braucht eine Familie zum Glücklich sein. Kein Kind möchte geärgert, geschlagen oder ausgegrenzt werden. Da unterscheiden sich die Bedürfnisse von Kindern in Deutschland und Tansania kaum. Doch fragt man genauer nach – und hört man genauer hin –, werden die Unterschiede sichtbar, die im engen Zusammenhang mit den Lebenswelten der Kinder stehen. Denn auch wenn die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN) Kindern weltweit die gleichen Rechte zuspricht, ist ihre Umsetzung nicht überall gleich erfüllt. Ebenso ist es mit der UN- Behindertenrechtskonvention, die allen Menschen mit Behinderung ein Recht auf gesellschaftliche Teilhabe garantiert – doch in vielen Bereichen des Lebens und in vielen Ländern sind wir noch weit davon entfernt.

Mit ihrem neuen Bildungsprojekt „Kinderwelten“ will die DAHW auf die grundlegenden Bedürfnisse von Kindern in verschiedenen Ländern, auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede, auf Ausgrenzungsprozesse und Abhängigkeiten aufmerksam machen. Im Sinne des Globalen Lernens sollen so ein Bewusstsein für die globalen Zusammenhänge, Empathie und Verständnis geweckt werden – sowohl bei Kindern in Deutschland, als auch bei Kindern in Tansania, denn das Bildungsmaterial zu diesem Projekt wurde für den Einsatz in beiden Ländern auf Deutsch und Kisuaheli aufbereitet.

Im Zentrum des Projektes steht ein Film, den Christof Balling mit Unterstützung von Dr. Dennis Schütze produziert hat: Gemeinsam besuchten sie zunächst Kinder der integrativen Grund- und Ganztagsschule Würzburg-Heuchelhof, an der Balling als Musikpädagoge tätig ist. Dort sang der Liedermacher zusammen mit den Kindern zunächst einige Songs aus seinem eigenen Repertoire, anschließend stellte er ihnen Fragen, um mehr über ihre Wünsche zu erfahren. Im Sommer 2019 reisten beide dann mithilfe der DAHW zur Kogaja Primary School und zur Chumwi A Primaryschool in die Region Shirati in Tansania. Hier ist das Würzburger Hilfswerk seit vielen Jahrzehnten für Menschen im Einsatz, die aufgrund einer Erkrankung oder Behinderungen Ausgrenzungen erfahren.

Link zum Kinderwelten-Film: youtu.be/1VBXIGNfpiw
Weitere Informationen unter: www.dahw.de/Kinderwelten

Text und Fotos mit freundlicher Unterstützung „die DAHW“, Fotograf: Dr. Dennis Schütze

ICP? Orthesen können helfen!

ICP? Orthesen können helfen!

Viele Kinder haben mit den Folgen einer Infantilen Zerebralparese, kurz ICP, zu kämpfen. Bei diesem Krankheitsbild handelt es sich um eine meist spastische Störung des Nerven- und Muskelsystems. Sie hat Auswirkungen auf die Muskelspannung, die Muskelstärke sowie die Koordination. In schweren Fällen können spastische Lähmungen an beiden Armen und Beinen auftreten. Die Hände und Füße sind dabei häufig in sich verdreht und verkrampft.

Neben der ärztlichen und physiotherapeutischen Behandlung spielt die Orthopädie-Technik eine wesentliche Rolle bei der Therapie von ICP. Orthesen fungieren als Stützpfeiler, die das Ergebnis halten, das durch eine operative oder konservative Behandlung erzielt wurde. Außerdem gleichen sie fehlende bzw. unzureichende Funktionen aus und können die Balance und die Gehfähigkeit verbessern.

Weil jeder ICP-Patient einzigartig ist, erstellen wir zu Beginn der Versorgung ein individuelles Behandlungskonzept, das die Körperfunktion des Patienten optimal ausschöpft. Auf diese Weise können mitunter verblüffende Ergebnisse erzielt werden.

Nähere Infos zum Thema ICP findest du hier: www.pohlig.net/infantile-zerebralparese

BEING A WORKING MUM – (k)ein besonderes Bedürfnis?

BEING A WORKING MUM – (k)ein besonderes Bedürfnis?

Ein Beitrag von Verena Niethammer

„Musst du auch noch arbeiten?“, werden Mütter immer wieder erstaunt gefragt. Frauen mit behinderten Kindern ernten besonders viel Gegenwind. Ich antworte dann meist, dass es eben deshalb so wichtig ist zu arbeiten, weil mich das Dasein als pflegende Mutter sonst langsam auffrisst. Ich bin doch auch noch da! Ich habe doch nicht einen Beruf erlernt, um nun meine Fähigkeiten ausschließlich in Widerspruchsschreiben, Kinderbetreuung und Therapiemaßnahmen zu investieren, auch wenn das von mir und vielen anderen pflegenden Mamas immer wieder vom Gegenüber gefordert wird. Zum Teil von ebenfalls betroffenen Eltern, die hier ihre einzige Lebensaufgabe sehen. Dabei ist unser Sohn – mit all seinen speziellen Bedürfnissen – ohnehin oft Zentrum unseres Familienuniversums. Und wird nicht überall nach Fachkräften geschrien? Wie viele von uns in dieser Parallelwelt langsam kaputt gehen, ist Außenstehenden oft nicht bewusst. Mutti zählt nicht. Sie soll springen, flexibel sein. Da kann man schon verbittert werden, nach Jahren der Dienstbarkeit erst recht. Doch wenn frau einem Arbeitgeber verpflichtet ist, geht plötzlich manches. Aber jemanden zu finden, der eine Special-Needs-Mutter einstellt, ist nicht einfach. Manche verheimlichen deshalb ihr Kind. Ich spiele lieber mit offenen Karten und wurde schon zweimal bei einem kirchlichen Träger angestellt.

Traurig, dass viele nicht verstehen, warum man als Frau nicht nur All-inclusive-Service-Anbieterin sein will. Dabei ist die Entscheidung für Kinder keine gegen die Berufstätigkeit! Es ist unglaublich, dass man das im Jahr 2020 immer noch fett unterstreichen muss. Väter werden eigentlich nie gefragt, wie sie Arbeit und Familie vereinbaren können. Auch die Clips zum Muttertag zeigen mal wieder, wie rückständig unser gesellschaftliches Bild von Mutterschaft ist. Mama macht das schon, egal ob Terminkoordination, Hausaufgaben betreuen, (Teilzeit-)Job, Haushalt oder Sozialkontakte pflegen – erst recht zu Corona-Zeiten. Die Carearbeit, das Kümmern um Familienmitglieder, wird dabei ebenso wenig für voll genommen wie die Arbeitsform des Homeoffice. Denn Kinder oder Pflegebedürftige daheim zu versorgen, das ist parallel nicht mit einem Beruf vereinbar! Mindestens eins kommt zu kurz, in der Regel mehreres. Wie soll ich konzentriert arbeiten und telefonieren, wenn die kleine Miss nebenher schreit? Daneben würgt der Große und sollte dringend abvibriert werden. Momentan hat mein Mann das Vergnügen, sich vormittags zwischen den diversen Aufgaben zu zerreißen. Wir haben das „Glück“, dass er nun coronabedingt ebenfalls im Homeoffice arbeitet. Ich löse ihn mittags bei den Kids und Co ab. Inzwischen kommt stundenweise wieder der Pflegedienst. Aber es bleibt dennoch ein Balanceakt und unglaublich anstrengend.

Und trotzdem bin ich froh, meinen Job zu haben. Für vier Stunden am Tag etwas anderes zu sehen, zu denken und den Kopf frei zu bekommen – von den Sorgen um die nächste anstehende OP oder die Verlängerung der Pflegeverordnung, die nun wieder ansteht. Genau weil alles so viel ist und man als Frau hinter dem Kind mit Behinderung verschwindet, ist es wichtig, noch etwas für sich – und auch die eigene Rente zu tun. Finanziell gesehen ist meine bezahlte Tätigkeit ebenfalls kein Luxus. Mit nur einem Einkommen und den Minizuschüssen von der Kasse oder den Ämtern könnten wir alle behindertenrelevanten Ausgaben nie stemmen.

Viele Eltern erleben nun in der Pandemie dieses Auf-sich-gestellt-Sein, das für die meisten von uns pflegende Angehörige IMMER Alltag ist. Ich hoffe nicht nur, dass Covid-19 nicht zu einem – zeitweisen – Rollback der alten Geschlechterrollen führt, sondern auch bewusst macht, wie unangemessen diese Ansichten heute sind. Außerdem sollten die neuen digitalen Möglichkeiten, die sich nun aufgetan haben – von Videosprechstunden bis hin zu mobilen Arbeitsformen – nun endlich eine rechtlich zugesicherte Wahloption werden!

 

Fotos: pixabay.com