Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche

„Abstand halten und Maske auf“

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche

Es ist über drei Jahre her, als sich binnen weniger Stunden die Nachricht verbreitete, dass Kindergärten und Schulen bereits ab dem kommenden Tag schließen würden, damit sich ein Virus, dessen Auswirkungen zu dem Zeitpunkt nicht abschätzbar waren, nicht ausbreiten kann. Selbst wenn Erzieher, Lehrer und insbesondere Eltern ihre eigenen Unsicherheiten und Ängste nicht direkt mit den Heranwachsenden kommuniziert haben, so haben diese doch gespürt: Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht mehr.

Schild "Spielplatz gesperrt"

Starke Unterschiede

In den folgenden Wochen und Monaten unterschied sich das, was Kinder und Jugendliche erlebten, stark. Während einige Familien die Zeit gemeinsam zuhause sinnvoll erleben konnten, gab es andere Familien, denen der Spagat zwischen Lohnarbeit und Kinderbetreuung sehr viel abverlangte. Einige Kinder hatten das Glück, einen großen Garten hinter dem Haus zu haben, während andere Kinder im sechsten Stock keinen Balkon zur Verfügung hatten.

Psychische Auswirkungen

Wir wissen mittlerweile, dass depressive Verstimmungen und Ängste bei Kindern seit Beginn der Corona-Pandemie stark zugenommen haben, ebenso wie Adipositas – eine starke Form von Übergewicht. Zurückführen lässt sich das weitestgehend auf die räumliche und soziale Isolation und den damit einhergehenden gesteigerten Medienkonsum: Anstatt mit den Kumpels gemeinsam auf dem Fußballplatz zu bolzen, hat man sich online mit einer Tüte Chips zum gemeinsamen Zocken verabredet. Gemeinsame Ausflüge ins Schwimmbad, Spaziergänge, Herumtoben – all dies fiel mit einem Schlag weg und wurde ersetzt durch strenge Vorschriften, die das Verlassen des Hauses, die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs und der Spielplätze regelten.

Krankenschwester mit OP-Maske und Desinfektionsmittel

Schulschließungen

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger äußerte sich nun wie folgt: „Im Ergebnis waren die flächendeckenden Schulschließungen ein Fehler, den wir nicht wiederholen dürfen.“ Neben psychischen Auffälligkeiten und Vereinsamung bei Kindern seien deutliche Lernrückstände bei Kindern und Jugendlichen aufgetreten. Studien zeigen, dass Viertklässler in ihrer Lesekompetenz durchschnittlich ein halbes Jahr im Rückstand sind.

Auch die Bildungsgerechtigkeit habe unter der Pandemie gelitten: Während einige junge Menschen zuhause Unterstützung erhielten, gab es viele, die auf sich allein gestellt waren und mit den Anforderungen des Online-Unterrichts nicht zurechtkamen. Ein Grund hierfür war die Überforderung der Eltern, die häufig neben ihrer regulären Lohnarbeit auch noch in Teilen Aufgaben übernehmen mussten, die sonst Lehrkräfte ausführten.

Klinische Studien

Die sogenannte COSPY-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf fand heraus, dass gerade Kinder aus einkommensschwachen Familien besonders stark unter der Corona-Pandemie gelitten haben. Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen mache sich Sorgen und leide unter häufiger vorkommendem Streit in der Familie. Zwei Drittel aller Kinder gab einen Rückgang der Lebensqualität an und ein verringertes psychisches Wohlbefinden. „Wir haben mit einer Verschlechterung des psychischen Wohlbefindens in der Krise gerechnet. Dass sie allerdings so deutlich ausfällt, hat auch uns überrascht“, äußerte sich Prof. Ravens-Sieberer zu den Ergebnissen.

Mädchen mit Teddy - beide tragen OP-Masken - Mädchen zeigt Stopsignal

Zukünftige Maßnahmen

73 % Prozent der Kinder und Jugendlichen sind auch heute noch durch die Pandemie gestresst. Die interministerielle Arbeitsgruppe „Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona“ fordert Bund, Länder, Kommunen, das Gesundheitswesen und die Wissenschaft auf, sich innerhalb ihrer jeweiligen Zuständigkeiten einzusetzen, um Kindern und Jugendlichen ein möglichst gesundes Aufwachsen unter krisenhaften Bedingungen zu ermöglichen.

In einem Modellprogramm unterstützen beispielsweise sogenannte Mental Health Coaches ab dem Schuljahr 2023/24 die Schulen bei Fragen zur mentalen Gesundheit und bei akuten psychischen Krisen. Wartezeiten auf Therapieplätze müssen – vor allem im ländlichen Raum – verkürzt werden. Auch sollen durch das Jugendstärkungsgesetz neue Rechtsansprüche für Kinder, Jugendliche und Familien geschaffen werden. So könnten Minderjährige dadurch beim Jugendamt beispielsweise eine psychosoziale Beratung in Anspruch nehmen, ohne dass ihre Eltern hierüber informiert werden müssten.

Interview:

Wir haben die Brüder Arne (13 Jahre, 8. Klasse) und Erik (10 Jahre, 4. Klasse) gefragt, wie und in welchen Bereichen Corona ihr Leben beeinflusst hat

Wie hat sich dein Leben durch Corona verändert?

Arne: Ich bin bis heute noch schnell gestresst, wenn ich viele Hausaufgaben bekomme, und mache mir viele Gedanken. Ich treffe mich noch immer nicht mehr so viel mit meinen Freunden wie vor Corona.

Erik: Ich freue mich, dass jetzt wieder normal Schule stattfindet und ich meine Freunde wiedersehen kann, weil ich sie in der Corona-Zeit lange nicht sehen konnte.

War das Homeschooling für dich mit Schwierigkeiten verbunden?

Arne: Am Anfang hatte ich wenig Probleme und habe mich über das Homeschooling gefreut, aber relativ schnell hat mich das Lernen zuhause gestresst. In dieser Zeit wusste ich auch nicht, wann und in welchem Fach ich Aufgaben bekomme und bis wann ich diese abgeben musste. Wir hatten sehr viele Aufgaben zu erledigen. Ich saß teils von 7 Uhr bis 21 Uhr an den Aufgaben, damit ich sie fertig habe, weil ich nicht wusste, was noch dazukommt (was oft der Fall war).

Erik: Ja, manchmal war es bei uns zuhause laut und ich konnte mich bei den Aufgaben nicht konzentrieren. Zuhause ist das Lernen schwieriger gewesen, denn bei manchen Aufgaben konnten die Eltern nicht immer helfen. Sie mussten ja auch arbeiten und waren im Stress.

Hattest du durch Corona weniger Kontakt mit deinen Freunden?

Arne: Ich hatte nur noch mit wenigen Freunden Kontakt, das war dann per Telefon oder Videoanruf.

Als die Schule dann wieder losging, habe ich ein paar Freunde wiedergesehen, aber auch nur während der Schulzeit.

Erik: Ich hatte gar keinen Kontakt mehr mit meinen Freunden. Wenn ich mit meinen Aufgaben für die Schule fertig war, habe ich mich alleine gefühlt. Aber manchmal habe ich mit meiner Klasse ein Videotelefonat gemacht und das war toll.

Quellen: zdf.de, uke.de, bundesregierung.de
Foto: pixabay.com, pexels.com und Foto Jungs: Arne Michael und Erik Michael