Alterswohnsitz im Ausland

Herausforderungen und Hürden meistern

Den Lebensabend in einem anderen Land verbringen, das ist für Viele ein Traum. Doch nicht in jedem Land kann man als Rentner vergleichbare Leistungen in Anspruch nehmen wie in Deutschland. Angefangen bei der ärztlichen Versorgung über Pflege im Alter bis hin zu sprachlichen Hürden und finanziellen Regelungen – Auswandern im Rentenalter will gut überlegt und geplant sein.
Meist haben Ruheständler schon während ihrer Erwerbszeit Kontakte zu ihrem „Traumland“ geknüpft: Im Urlaub, in Form eines Zweitwohnsitzes oder während einer längeren beruflichen Tätigkeit im Ausland. Land und Leute bereits gut zu kennen, ist schon die halbe Miete.

älteres Paar am Pier

Besondere Bedürfnisse bei Senioren

Aber im Alter ändern sich die Bedürfnisse. Die gesundheitliche Versorgung bekommt einen höheren Stellenwert, und damit auch die Überlegung, wie man im Pflegefall im Ausland versorgt werden kann. Doch nicht nur die Versorgung an sich, sondern auch die Kosten spielen eine Rolle, denn die Frage ist auch, ob die Krankenversicherung im Ausland teurer ist und welche Leistungen darüber abgedeckt sind.

Letztendlich muss alles ins Budget passen und unvorhergesehene Ereignisse einschließen. Pflegegeld im europäischen Ausland kann man in der Regel relativ unkompliziert beantragen. Sorgen bereiten vielen Ruheständlern, die im Ausland leben wollen, lediglich die pflegerische Betreuung. Die kann im Ausland jedoch sogar besser und günstiger sein als in Deutschland.

älteres Paar sitzt auf einer Mauer und blickt über die Stadt

Pflegeheime in Osteuropa oder Thailand

Weil die deutsche Pflegeversicherung längst nicht alle Kosten abdeckt und es durch den derzeitigen Pflegenotstand immer schwieriger wird, einen Platz in einem deutschen Pflegeheim zu finden, liegt der Gedanke nahe, allein deshalb ein Pflegeheim im Ausland in Erwägung zu ziehen. In diesem Zusammenhang wird Thailand oft als Möglichkeit genannt.

älteres Paar beim Schnorcheln

Alterswohnsitz im Ausland

Dort sind die Kosten für ein Pflegeheim sehr viel günstiger, und personell sind Heime dort oft auch besser aufgestellt als in Deutschland. Allerdings bekommt man außerhalb der EWR-Staaten oder der Schweiz kein Pflegegeld aus deutschen Pflegekassen ausgezahlt. Ohne private Pflegeversicherung dürfte die Eigenleistung also nicht niedriger sein als in Deutschland. Ohnehin ist die Pflege eher in osteuropäischen Ländern wie Polen, Tschechien oder Ungarn günstiger als in Deutschland.

Glas mit Hartgeld. Schild vor dem Glas mit "Pension plan"

Im Ausland finanziell abgesichert

Schließlich kommt es darauf an, dass das finanzielle Polster ausreicht, um ein Leben im Ausland überhaupt führen zu können. Hier ist es selbst im Rentenalter nicht ungewöhnlich, für bestimmte Situationen noch einen Kredit in Anspruch zu nehmen. Wer eine Immobilie im Ausland erworben hat, muss auch dabei ab und zu Kosten für Renovierungsarbeiten berücksichtigen. Ein barrierefreier Umbau kann im höheren Alter ebenfalls nötig werden.

Als Rentner einen Kredit zu erhalten, ist jedoch nicht immer einfach. Selbst, wenn man nicht ins Ausland zieht und in Deutschland bleibt, haben ältere Menschen oft höhere Hürden, wenn sie einen Kredit beantragen wollen. Könnte es also im Ausland für deutsche Rentner noch schwieriger werden?
Deutsche, die im Ausland eine Immobilie kaufen wollen, könnten es also schwer haben. Entweder das Darlehen wird bei einer deutschen Bank aufgenommen, was nur dann reibungslos funktioniert, wenn genügend Sicherheiten in Deutschland bestehen, oder eine Bank im Ausland muss gefunden werden, die zumindest einen Teil des Vorhabens finanziert, wobei ein bestimmter Anteil an Eigenkapital vorhanden sein sollte.
Hier kommt es sehr auf die eigene finanzielle Situation an, welche Bedingungen Banken im Ausland bei der Kreditvergabe stellen, insbesondere wenn es sich um ein Land außerhalb der EWR-Staaten handelt.

älteres Paar mit Koffern guckt sich Flyer an

Sprachliche Hürden berücksichtigen

Eine oft unterschätzte Barriere beim Umzug ins Ausland sind mangelnde Kenntnisse der Landessprache. Während man sich im Urlaub noch ganz gut auf Englisch, Spanisch oder Französisch verständigen kann, wird dies im Alltag oft schwieriger. Sobald es darum geht, Verträge zu lesen und zu verstehen, kommt man ohne fremde Hilfe oft nicht aus.
Da ist Vertrauen gefragt, und im schlechtesten Fall kann man auch mal übers Ohr gehauen werden. Wer beruflich bereits einige Jahre im Ausland gelebt hat und sich nun dazu entschlossen hat, seinen Lebensabend dort zu verbringen, kann mit der Sprache meist mehr anfangen als Urlauber, die die Landessprache im Volkshochschulkurs erlernt haben. Aber auch ein gutes soziales Netzwerk in der neuen ausländischen Heimat hat viele Vorteile.
Wer tatsächlich schon in jüngeren Jahren anstrebt, einmal dort dauerhaft zu leben, wo er ein paar Jahre im Ausland beruflich verbracht hat, sollte die Kontakte dorthin nicht abreißen lassen. Dennoch kann sich im Laufe vieler Jahre einiges geändert haben, und so sind regelmäßige Aufenthalte am späteren Altersruhesitz eine gute Möglichkeit, sich langfristig zu akklimatisieren. So kann bereits während der Zeit als Erwerbstätiger ein Ferienhaus am späteren dauerhaften Wohnort helfen, sich mit dem Land, der Sprache sowie der Umgebung zu beschäftigen.
Zudem sollte man sich in jedem Fall mit einer möglichen Pflegebedürftigkeit auseinandersetzen. Hier sind eventuelle Sprachbarrieren ein besonders großer Nachteil. Gerade mit zunehmendem Alter oder einer beginnenden Demenz bekommt die eigene Muttersprache nochmals eine größere Bedeutung.
Zu einem späteren Zeitpunkt erworbene Fremdsprachenkenntnisse können dann zunehmend schwinden, was nicht nur die Verständigung erschwert. Selbst in einem eigens gewählten Land als Altersruhesitz kann man sich dann nicht mehr wohl oder gar völlig fremd und fehl am Platz fühlen. Die eigene Sprache ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Faktor, der ein Gefühl von „Heimat“ vermitteln kann. Nicht nur das geschriebene Wort, auch das Erzählen in der vertrauten Sprache und das Verstanden werden sind dabei wichtig.
Bei der Auswahl einer Unterkunft ist es deshalb wichtig, sich über mögliche Deutschkenntnisse des Pflegepersonals zu erkundigen. Unter Umständen kann bereits im Vorfeld vertraglich eine Betreuung durch entsprechende Pflegekräfte mit passenden Sprachkenntnissen vereinbart werden.

Möglichkeit zur Rückkehr

Sich mit Land und Leuten zu beschäftigen, bevor man die Entscheidung trifft, im Alter ins Ausland zu ziehen, ist sicherlich ein wichtiger Faktor, damit das Vorhaben nicht scheitert. Besonders, wer sich eher spontan zu diesem Schritt entscheidet, sollte seine Zelte in Deutschland nicht gänzlich abbrechen und eine mögliche Rückkehr einplanen.
Dies kann entweder aus gesundheitlichen, familiären oder finanziellen Gründen erforderlich sein, und für solche Fälle sollte man sich ausreichend absichern. Hilfreich sind Sparvermögen, die in Deutschland verbleiben, damit eine Rückkehr leichter möglich ist. Auch weiterhin eine Unterkunft in Deutschland zu haben ist ein Vorteil. Dass man sein bislang in Deutschland bewohntes Haus nicht unbewohnt zurücklassen möchte, ist nachvollziehbar.
Eine Vermietung ist eine mögliche Option, mit der Möglichkeit, eine Einliegerwohnung für sich zu behalten. Auch kann man das Haus als vorweggenommenes Erbe an die Kinder verschenken und für sich selbst ein lebenslanges Wohnrecht in einem Teil des Hauses vereinbaren.
Manchmal ist eine Rückkehr nach Deutschland aber auch rein emotional begründet. Die Sehnsucht nach der Familie, Schicksalsschläge oder einfach nur Heimweh können Auslöser dafür sein. Niemand sollte eine Rückkehr gar als Schwäche oder Niederlage verstehen, denn aus demselben Grund, aus dem man Deutschland verlassen hat, kann man auch dahin zurückkehren: Um glücklich zu werden.

Quelle: DIA Deutsche im Ausland e. V (Beitrag 18.12.19)
Fotos: Darren Baker, Andrii Iemelianenko, Yunus Malik, View Apart, Anna Tcelykh_shutterstock.com