Grußwort der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig
für das Magazin „Momo“ für Familien mit behinderten Kindern
Das Magazin „Momo“ ist ein Magazin für Familien. Das hat mich zuerst überrascht. Denn die Momo, die ich kenne – also die aus dem berühmten Kinderbuch – ist ein Mädchen ohne Familie. Aber sie hat besondere Begabungen: Sie hat immer Zeit und ist eine wunderbare Zuhörerin und hilft, wo sie kann. Das können alle Familien gut gebrauchen. Für Familien, in denen Kinder mit Handicap leben, sind Zeit und aufmerksame Unterstützungsbereitschaft besonders wichtig. Für sie wird Momo gemacht.
Wie ist es, ein Kind mit Behinderung zu haben? Wenn man mit Eltern von Kindern mit einer Behinderung spricht, hat man den Eindruck: Eigentlich ganz normal. Wir lesen Geschichten vor oder backen zusammen einen Kuchen. Wir streiten über die Ordnung im Kinderzimmer und stellen fest, dass die Klamotten schon wieder zu klein sind. Vor allem: Eltern lieben ihre Kinder und tun alles, um sie zu fördern und ihnen ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen. Familie ist vielfältig, und auch eine Behinderung ist nichts anderes als eine individuelle Eigenschaft eines Menschen, also nichts Besonderes. Und doch ist das Leben mit einem behinderten Kind anders, und zwar je nach Behinderung und Lebenssituation anders, also ganz individuell. Kinder und Jugendliche mit Behinderungen brauchen mehr Zeit und Zuwendung. Ich habe großen Respekt vor allen Familien, in denen Kinder mit Behinderungen groß werden. Die zu Recht viel beschworene Inklusion beginnt in diesen Familien. Sie wird dort gelebt – mit all ihren Schwierigkeiten, aber auch mit all der Freude, die das ganz normale Zusammenleben schenkt. Momo will Familien mit behinderten Kindern verbinden und unterstützen. Ich hoffe, dass das gelingt.
Auch die Politik kann etwas tun, um Familien mit behinderten Kindern das Leben einfacher zu machen. Eltern, die sich um Kinder mit Behinderungen kümmern, profitieren davon, wenn es leichter wird, Beruf und Familie zu vereinbaren. Das ist für mich ein wichtiges Anliegen. Vor allem haben alle Kinder das Recht darauf, gut aufzuwachsen. Sie müssen mitmachen können und zeigen können, was in ihnen steckt. Dafür schafft Politik die Rahmenbedingungen. Sie sorgt dafür, dass bedarfsgerechte Hilfen angeboten werden, und dass der Zugang zu diesen Hilfen leicht ist. Ich möchte alle Angebote, auch die für Kinder und Jugendliche mit seelischer Behinderung, in der Kinder- und Jugendhilfe zusammenfassen. Es soll für alle Kinder und Familien leichter werden, die benötigte Unterstützung zu bekommen. Wir sind bei dieser „inklusiven Lösung“ auf einem guten Weg. Momo wird berichten, wie es weitergeht.
Ich wünsche mir, dass Momo alle Familien begleitet, Mut macht und Rat gibt. Denn so wie die Momo aus dem Kinderbuch am Ende die grauen Herren vertreibt, so soll auch dieses Magazin für eine vielfältige Gesellschaft stehen. In einer vielfältigen Gesellschaft ist es normal, unterschiedlich zu sein. Menschen unterschiedlicher Herkunft, mit unterschiedlichen Eigenschaften und unterschiedlichen Lebensentwürfen leben zusammen, gleichberechtigt. Das ist eine Frage der Anerkennung des Respekts, aber auch eine Frage der konkreten Unterstützung: Ich setze mich dafür ein, dass Familien mit Kindern mit Behinderung die Unterstützung bekommen, die sie benötigen – ganz selbstverständlich, ganz normal. Viel Freude mit dem neuen Magazin „Momo“!
Manuela Schwesig
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend