Interview mit Sabine Bohlmann
Liebe Frau Bohlmann,
Sie haben sicherlich einen sehr ausgefüllten und ereignisreichen Terminkalender. Haben Sie daher umso größeren Dank, dass Sie sich für unsere „besonderen Kinder“, wie wir Kinder mit Handicap nennen, Zeit nehmen.
Für Kinder nehme ich mir immer gern Zeit.
Neben Ihrer Arbeit als Schauspielerin und Synchronsprecherin haben Sie ebenfalls zahlreiche Bücher veröffentlicht.
In Ihrem jüngst erschienenen Kinderbuch „Ein Mädchen namens Willow“ geht es u. a. um das Thema Naturliebe und damit um ein tiefes Verständnis und Wissen über die Natur sowie das Leben im Einklang mit allen Lebewesen – ein sehr aktuelles Thema, wie ich finde.
Gab es denn ein persönliches Ereignis, das Sie zu diesem Buchthema bewogen hat?
Ich habe schon lange das Gefühl, den Kindern und auch uns Großen fehlt die Erdung in der Natur, vor allem eben den Stadtmenschen. Ich frage mich immer wieder, warum so viele junge Menschen unter Depressionen und anderen psychischen Krankheiten leiden. War das schon immer so? Vielleicht bräuchten wir schon in der Schule ein Naturfach – einmal pro Woche in den Wald fahren mit der Klasse. Vielleicht würde man da sogar mehr lernen als an einem Schultag im Klassenzimmer. Ich würde mir wünschen, dass mit Willow viele Kinder den Wunsch haben, mal wieder in den Wald zu gehen.
Bei meiner Recherche habe ich über Sie gelesen, dass Ihnen „Geschichten zufliegen wie Schmetterlinge“.
Verfügen Sie über eine besondere Vorstellungskraft oder woher kommt die Fantasie für solche einfühlsamen Geschichten?
Ich weiß es auch nicht genau. Vermutlich ist es ein Talent – wie manche Leute unglaublich singen können und andere begabte Sportler sind. Ich brauche manchmal nur eine kleine Situation oder einen Satz und schon liegt eine Geschichte für ein ganzes Buch vor mir.
Das Magazin Momo ist für Eltern und Kinder, die besonders sind. Es soll nicht nur Mut machen, sondern auch eine Plattform bieten, auf der Eltern und Betroffene die Möglichkeit haben, sich auszutauschen. Betroffene Eltern für Eltern!
Haben Sie eine Lebensphilosophie für unsere kleinen und großen Leser?
Meine Lebensphilosophie hab ich von Carl Valentin: „Freu dich, wenn es regnet, denn wenn du dich nicht freust, regnet es auch!“ Ich versuche, mich nicht über Kleinigkeiten zu ärgern. Denn es bringt ja nichts, wenn ich im Auto im Stau stehe und mich über den Stau ärgere.
Natürlich ist die Sorge um die Kinder das Schwierigste, was den Eltern mitgegeben wird. Und die Sorge hat keinen Ausknopf, auf den man drücken kann, und dann ist sie weg. Aber ich denke, was wir tun können, ist, unseren Kindern zu vertrauen und ihnen unsere Zeit zu schenken. Das ist das größte Geschenk, was wir ihnen machen können.
Ich bedanke mich herzlich für dieses Interview!
Martina Lange
Chefredakteurin Magazin Momo – Mobilität & Motion
Foto: Copyright: Christian Hartmann
Buchcover: Planet!Verlag