Mit zwei Händen ist das Leben leichter
Mit zwei Händen ist das Leben leichter
„Manche Dinge sind dann doch einfacher“, stellt Sophie fest. Sie ist 15 Jahre alt und trägt seit Dezember 2019 eine Armprothese. Die fröhliche junge Frau ist mit einer sehr kleinen linken Hand (Dysmelie) geboren worden. „Eigentlich kam ich ja immer gut zurecht, aber nachdem ich die Prothese testen durfte, habe ich erst bemerkt, wie viel einfacher manches ist, wenn man zwei Hände hat!“ Früher hat Sophie das eigentlich gar nicht gestört. Schließlich war es von Anfang an so.
Nur für ihre Eltern war es eine ziemliche Überraschung bei der Geburt. „Wir wussten erst einmal nicht, was los war. Kann man das noch operieren? Etwas später klärte man uns dann in einer Klinik richtig auf: ‚Das ist Dysmelie, eine Laune der Natur, da kann man nichts machen!‘“, berichtet Sophies Mutter Tanja. Bei der Aufnahme in den Kindergarten und später in die Schule hat Tanja stets vorher das Gespräch mit den Betreuern und Lehrern gesucht. „Dann hat jeder die Chance, sich darauf vorzubereiten!“ war ihre Devise. Große Erfahrungen hat Sophie mit Mobbing noch nicht gemacht. Seit dem sechsten Lebensjahr ist sie in der freiwilligen Feuerwehr. Das als Beruf auszuüben, ist Sophies großer Traum. „Leider müssen dafür aber alle Extremitäten vollständig sein – das ist ja bei mir nicht der Fall“, stellt sie traurig fest.
Auf die Idee, auch eine Prothese zu beantragen, kam die Familie nach dem Jugendcamp 2018 vom BMAB, bei dem sie viele neue Freundschaften geschlossen hat. Dort hatten sich am letzten Tag Hersteller von Prothesen vorgestellt, unter anderem auch Össur mit einer Handprothese. Vollkommen fasziniert von der Vorstellung, auch endlich eine zweite Hand zu haben, fuhr Sophie nach Hause. Gut anderthalb Jahre später ist es dann so weit. Die Testversorgung ist genehmigt und zusammen mit ihrem Sanitätshaus Movimento aus Kassel taucht die 15-Jährige in die Welt der Prothesenträger ein. Schnell lernt sie, mit der Hightech-Prothese umzugehen und sorgt so für Erstaunen. „Es ist schon ein krasses Gefühl, wenn du plötzlich eine Hand mehr hast! Aber ehrlich gesagt, wurde mir dann auch erst richtig klar, wie sehr mir meine zweite natürliche Hand fehlt.“ Wenige Wochen später wird auch die Versorgung genehmigt. Mutter und Tochter fahren nach Heidelberg in die Össur-Academy, wo die Prothese für Sophie gebaut wird. Anschließend durchläuft die neue Anwenderin ein Training, in der sie auf den Alltag vorbereitet wird – kochen, einkaufen, ja sogar gebacken wurde mit der Ergotherapeutin. Das habe sie aber auch vorher schon sehr gut ohne Prothese gekonnt, bemerkt Sophie stolz. Aber Cookies auf das Blech zu positionieren, da sei die Prothese klar von Vorteil!
Die i-Limb Quantum ist die erste multiartikulierende Prothese auf dem Markt, die mit nur einer Geste gesteuert werden kann. Bis zu 36 Griffe können in die smarte Handprothese einprogrammiert werden. Fünf voneinander unabhängig bewegliche Finger mit elektronisch rotierendem Daumen sorgen für maximale Geschicklichkeit, Koordination und Feingefühl. Mit dem manuell drehbaren Handgelenk können alltägliche Aufgaben leichter bewältigt werden.
„Die Beantragung war nicht so leicht, denn die Krankenkasse wollte natürlich erst einmal mit einer Standard-Prothese starten, die nur auf und zu geht. Und nicht gleich mit dem Porsche“, erinnert sich Tanja schmunzelnd. Bei Sophie ist die Bedienung der Prothese schon fast ins Blut übergegangen. „Ich brauche eigentlich gar nicht mehr großartig darüber nachzudenken!“ Wenn aber so eine große Hand auf der Schulbank liegt und dazu bei den Bewegungen auch noch leise Geräusche macht – das wäre für sie und auch für die anderen noch gewöhnungsbedürftig …
Mehr Infos zu der i-Limb Quantum gibt es auf www.ossur.com und zu Sophies Leben mit Prothese auf Instagram unter sophiesluckyhand.
Text: Össur Deutschland, Fotos: Sophie